Rettungsanker. Als solchen sieht der PSA-Konzern (Peugeot, Citroën) den 308. Wenn das Wohl und Wehe einer riesigen Firma am Erfolg eines Autos festgemacht wird, muss man sich dieses schon genauer ansehen. Was haben wir also. Einen Neuzugang in der Golf-Klasse. Einen Peugeot, der dieselbe Kennung trägt wie sein Vorgänger – ansonsten aber komplett neu ist. Der neue Wege bei Design und Interieur geht. Der bei Gewicht (ca. 140 kg leichter) und Dimensionen (einen Deut kleiner als bisher) ebenfalls neue Akzente setzt.

Foto: Andreas Stockinger

Die Meldungen im Einzelnen. Der 308 hat erstaunlich viel Vorschusslorbeeren eingeheimst, etliche davon konnte der Testwagen, ein 1,6 HDi 92 FAP, bestätigen. Die mit dem 208 initiierte aktuelle Formensprache findet sich gereift hier wieder, der 308 ist ein fesches, wenngleich nicht unbedingt vordergründig französisch anmutendes Fahrzeug geworden. Man darf seinen Schöpfern dankbar sein, dass der früheren Linie Adieu gesagt wurde, sonst reichten die Frontleuchteinheiten jetzt bis zur A-Säule. Die zuletzt durch ein paar arge Designentgleisungen aufgefallenen Franzosen sind also wieder auf einem guten Weg.

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Im Interieur wurde die Devise "besser knopflos als kopflos" radikal umgesetzt. Fast alle Funktionen wanderten ins Touchscreen-Display, sogar die Klimaanlage. Jedoch: Wo ist der CD-Player? Es findet sich lediglich ein USB-Anschluss, Klanggourmets wird das vermutlich stören.

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Das Head-up-Display à la 208 – Instrumente überm Lenkradkranz – findet sich auch im 308. Immer noch gewöhnungsbedürftig, aber schon besser gelöst (oder wir lernen einfach damit zu leben).

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Ansonsten wirkt der Innenraum hübsch, auch die Materialien, und anders als im Flaggschiff 508 haben die Inneneinrichter sogar an Bedürfnisse des Alltags gedacht: große Fächer in den Türen, in der Mitte ein kleiner Becherhalter, vorn an der Mittelkonsole ein Mikrofach für Schlüssel und/oder Handy. Aus der Kritik gelernt. Brav(o).

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Der 1,6-Liter-Diesel fällt durch ein Loch im Drehzahlkeller auf. Hat er aber Fahrt aufgenommen, geht er für seine 92 PS erstaunlich zügig zur Sache, sparsam auch: 5,8 l / 100 km im Test, ein vorzeigbarer Wert. Störend wirkt indes die extrem lang übersetzte 5-Gang-Schaltung. So dreht im normalen Stadtverkehr die Dritte zu hoch, in der Vierten hingegen hat man beim selben Tempo Sorge, die Maschine abzuwürgen.

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Mit einem extrem feinen, komfortablen Fahrwerk kehrt Peugeot zu alten französischen Tugenden zurück. Das kleine Lenkrad liegt gut in der Hand, die mäßig direkte Lenkübersetzung passt zum komfortablen Grundtenor.
Ossy Kolmann warb einst: „A guads Auto, da Pöscho!" Das darf man ohne weiteres auf den 308 münzen. Man kann Peugeot nur wünschen, dass sich das in einen echten Verkaufserfolg umsetzen lässt. Denn PSA in chinesischer Hand? Ein Albtraum. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 10.01.2014)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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