Juba/Addis Abeba - Im Südsudan halten die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen unvermindert an. Vertreter beider Seiten meldeten am Mittwoch Gefechte um die strategisch wichtige Stadt Bor im Osten des Landes. Bei den Friedensverhandlungen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba deutete sich unterdessen kein Durchbruch an.

Bor ist seit dem Ausbruch der Konflikts vor drei Wochen heftig umkämpft. Derzeit ist die 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Juba gelegene Stadt unter Kontrolle der Aufständischen. Zahlreiche Zivilisten flohen vor den Kämpfen, wie ein AFP-Reporter aus Minkamen, etwa 25 Kilometer südlich von Bor, berichtete. Auch aus dem ölreichen Bundesstaat Obernil im Norden des Landes wurden Gefechte gemeldet. Nach Angaben eines Rebellensprechers bereiten die Truppen der Aufständischen Offensiven auf Juba sowie die Hauptstadt des Bundesstaats Obernil, Malakal, vor.

Putsch

Die Truppen des südsudanesischen Präsidenten Salva Kiir und seines langjährigen Rivalen und früheren Stellvertreters Riek Machar bekämpfen sich seit Mitte Dezember. Kiir hatte Machar vorgeworfen, einen Putsch geplant zu haben. Der Konflikt ist durch ethnische Rivalitäten mitbedingt: Kiir gehört zur größten Volksgruppe der Dinka, Machar zur Volksgruppe der Nuer. Bei den Auseinandersetzungen kamen bereits tausende Menschen ums Leben. 200.000 Südsudanesen sind nach UNO-Angaben auf der Flucht.

Die Friedensverhandlungen zwischen der Regierung und den Rebellen in Addis Abeba treten offenbar auf der Stelle. Rebellensprecher Yohanis Musa Pauk erklärte, ein Waffenstillstand sei nicht in Sicht, solange die Regierung nicht eine Gruppe von Gefangenen freilasse, die wegen Putsch-Vorwurfs in Haft sitzen. Der Vertreter der Regierungsdelegation, Michael Makuei, äußerte sich dennoch zuversichtlich, bald eine Waffenruhe zu erreichen. Auf die Forderung der Gegenseite nach einer Entlassung der Häftlinge ging er nicht ein.

"Kiir würde vor allem bei der Internationalen Gemeinschaft ganz enorm an Ansehen gewinnen, wenn er die Männer freilässt und zu den Gesprächen nach Addis Abeba schickt", sagte der Sudan-Experte Eric Reeves. Dies würde die Chancen auf einen Waffenstillstand zudem deutlich erhöhen. Auch die USA und die Europäische Union haben eine Freilassung der Männer gefordert.

Währenddessen verschärft sich die humanitäre Lage im Südsudan nach Einschätzung der internationalen Helfer. Der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Peter Maurer, nannte die Situation schwierig und "entsetzlich". Der UNO-Koordinator für die Hilfseinsätze im Südsudan, Toby Lanzer, sprach von einer "humanitären Katastrophe". Das Land befinde sich in einer äußerst kritischen Phase. "Die Kämpfe müssen einfach aufhören", forderte Lanzer. (APA, 8.1.2014)