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Aufständische in Falluja, 8. November 2004.

Foto: AP Photo/Bilal Hussein

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Nachtrag: Aufständische in Falluja, 11. Jänner 2014

Foto: AP

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US-Marineinfanteristen beschießen die Stadt mit einer 155-Millimeter-Haubitze.

Foto: REUTERS/USM/Lance Cpl. Samantha L. Jones

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Viele Häuser wurden durch die Kampfhandlungen zerstört.

Foto: REUTERS/Mohammed Khodor

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2011 meldete Reuters, dass vor dem Krieg etwa zwei Kinder in der Woche mit Missbildungen im Spital von Falluja geboren wurden. Allein am 11. Oktober dieses Jahres waren es zwölf Fälle.

Foto: REUTERS/Yassir Faisel

Fast zwei Monate benötigten Einheiten der US-Armee und Marineinfanteristen sowie Soldaten der britischen und der irakischen Armee, um Ende des Jahres 2004 die Kontrolle über die damalige Rebellenhochburg Falluja zu erlangen. Die Amerikaner setzten damals Kampfflugzeuge und -hubschrauber, schwere Artillerie und umstrittene Phosphormunition gegen die Aufständischen ein, die sich in der 300.000-Einwohner-Stadt verschanzt hatten.

Die US-Truppen hatten bereits im April 2004 versucht, Falluja einzunehmen, nachdem ein wütender Mob vier Angestellte der Söldnerfirma Blackwater gelyncht und ihre Leichen auf einer Brücke aufgehängt hatte. Damals brachen die Amerikaner den Angriff ab und finanzierten stattdessen eine mit Irakern besetzte Schutztruppe. Die "Falluja-Brigade" unter dem Kommando Muhammed Latifs, der es unter Saddam Hussein zum General gebracht hatte, hätte die Aufständischen aus der Stadt vertreiben sollen.

Da dies nicht wie geplant funktionierte und weitere ausländische Kämpfer in die Stadt strömten, umzingelten im November 2004 über 13.000 US- und irakische Soldaten die Stadt und errichteten Straßensperren. Nach schwerem Bombardement begann am 7. November der Angriff auf die Vorstädte. Am 14. November wurde gemeldet, der Großteil der Stadt sei unter Kontrolle, aber noch am 23. Dezember kam es zu Kampfhandlungen.

Menschenrechtsverletzungen

Den Angreifern wurde nach der Schlacht um Falluja vorgeworfen, unbewaffnete Gefangene getötet zu haben. Ein Video zeigt, wie US-Soldaten in einer Moschee verwundete Kämpfer stellten. Einer davon lag auf dem Boden, als ein Amerikaner Lebenszeichen bemerkte. Mit den Worten: "Er stellt sich tot. Jetzt ist er es", erschoss er den Mann. Ein US-Gericht stellte später fest, der Soldat habe in Notwehr gehandelt.

Auch der Einsatz von Phosphormunition wurde heftig kritisiert: Die äußerst brennbare Chemikalie ist völkerrechtlich nicht verboten, solange sie nur zur Ausleuchtung des Gefechtsfeldes oder zur Erzeugung von Rauchvorhängen eingesetzt wird. Ein Bericht im US-Magazin "Field Artillery", in dem Soldaten berichten, sie hätten Aufständische mit Phosphormunition aus ihren Stellungen getrieben, um sie dann mit konventionellen Artilleriegranaten zu töten, machte alle Dementis des US-Außenministeriums zunichte (derStandard.at berichtete). 

200.000 Flüchtlinge

"Operation Phantom Fury" kostete 95 Amerikanern, vier Briten und acht Soldaten der irakischen Armee das Leben, die Schätzungen über Todesopfer auf Rebellenseite reichen von 1.200 bis über 2.000. Das Rote Kreuz gab damals an, dass etwa 800 Zivilisten bei Kampfhandlungen getötet wurden, 200.000 flohen vor den Gefechten.

Die Stadt, die vor Kriegsbeginn über mehr als 200 Moscheen verfügte, wurde durch das Bombardement schwer beschädigt, örtliche Krankenhäuser melden, dass seither die Anzahl der Kinder, die mit Missbildungen zur Welt kommen, drastisch gestiegen ist.

Der Wiederaufbau ging nur zögerlich voran, eine als Musterprojekt präsentierte Kläranlage ging zum Beispiel erst 2011 mit einem Viertel der ursprünglich geplanten Kapazität in Betrieb. Wenn die irakische Armee nun angreift, drohen diese Fortschritte zunichtegemacht zu werden. 

Protestcamp geräumt

Seit vergangener Woche gibt es in der gesamten Provinz Anbar im Westirak wieder schwere Kämpfe zwischen der Jihadisten-Gruppe Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIL/ISIS) und Regierungskräften. Anlass war die gewaltsame Räumung eines Protestcamps sunnitischer Regierungsgegner in Ramadi, bei der 14 Menschen getötet wurden.

Nachdem sich Armee und Polizei aus den Städten Ramadi und Falluja zurückzogen, brachten ISIS-Kämpfer diese teilweise beziehungsweise ganz unter ihre Kontrolle. Laut dem irakischen Roten Kreuz sind mehr als 13.000 Familien geflohen. (red, bed, derStandard.at, 9.1.2014)