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Trainingseinheit in der "Aspire Academy of Sports Excellence" in Doha.

Foto: Reuters/Dabbous

Paris - Seit 2. Dezember 2010, seit der Weltfußballverband (Fifa) die WM-Endrunde 2022 nach Katar vergeben hat, das Emirat auf der Arabischen Halbinsel, wird darüber diskutiert, ob es nicht gescheiter wäre, das Turnier in den Winter zu verlegen. Schließlich pflegt es sommers in Katar deutlich mehr als 40 Grad zu haben. Die Veranstalter kündigten an, für klimatisierte Stadien sorgen zu wollen, doch das scheint nicht der Weisheit letzter Schluss zu sein. Schließlich sagt Fanz Beckenbauer: "Im Sommer ist es unmöglich zu spielen. Der Aufwand mit gekühlten Stadien ist zu groß, das kostet Milliarden."

Nun hat Generalsekretär Jérôme Valcke, nach Präsident Joseph Blatter zweitmächtigster Mann in der Fifa, laut nachgedacht. "Der Termin für die Weltmeisterschaft wird nicht im Juni und Juli sein", sagte der Franzose bei Radio France. "Das Turnier wird, denke ich, zwischen 15. November und spätestens 15. Jänner ausgetragen." Angesichts von Temperaturen um die 25 Grad sei dies die "perfekte Zeit, um Fußball zu spielen". Ob im Winter 2021/22 gespielt wird oder über den Jahreswechsel 2022/23, ließ Valcke offen.

Relativierung durch FIFA

Offiziell freilich ist das noch nicht. Die Fifa relativierte Valckes Aussagen wenig später: "Der Beratungsprozess wird nicht überstürzt und bekommt die notwendige Zeit, alle relevanten Elemente in Betracht zu ziehen", teilte der Verband in einer schriftlichen Erklärung mit. Der genaue Zeitpunkt werde wie geplant erst nach der WM diesen Sommer in Brasilien getroffen. Vizepräsident Jim Boyce zeigte sich "schockiert" über Valckes Äußerungen und verwies auf die Entscheidungsgewalt der Exekutive. "Nach derzeitigem Stand bleibt das Turnier im Sommer", sagte der Nordire dem TV-Sender Sky Sport.

Fifa-Chef Blatter hatte schon öfters gesagt, dass er gegen die Abhaltung des Turniers im katarischen Sommer ist. Der Schweizer präferiert den November oder den Dezember. Schließlich ist er auch Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und will eine Kollision mit den Winterspielen 2022 vermeiden. Auch Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), denkt an November und Dezember. Er sagt, dass Valckes Vorstoß kein Beschluss, "sondern ein Trend" sei. Fraglich bleibt, wie eine Winter-WM in den engen internationalen Spielkalender integriert werden kann. Vor allem aus England, wo über den Jahreswechsel traditionell viele Partien stattfinden, hat es zuletzt kritische Stimmen gegeben.

Katar wehrte sich bisher gegen eine Austragung der WM im Winter. Schließlich habe jeder bei der Ausschreibung um die hohen Temperaturen gewusst.

Die Wintersportler indes sehen eine Bedrohung. Der Internationale Skiverband (Fis) forderte eine gemeinsame Resolution aller sieben olympischen Wintersportorganisationen. Fis-Präsident Gian-Franco Kasper, ebenfalls Schweizer und IOC-Mitglied, kündigte Widerstand an, "wenn es in den Jänner reingeht". Mit November und Dezember könne er leben. Das wird er wohl müssen.

Tropisches Manaus

Auch anlässlich der WM in Brasilien gibt es eine das Klima betreffende Diskussion. Der Schweizer Teamchef Ottmar Hitzfeld kritisierte die Fifa wegen der Wahl der Tropenstadt Manaus als Spielort. "Ich finde es fast unverantwortlich, dass man mitten im Dschungel im Amazonasgebiet Fußball spielen muss", sagte Hitzfeld. "Ich glaube, dass der Kommerz im Vordergrund steht. Ich bin mit der Regelung nicht einverstanden, auch wenn man das ganze Land berücksichtigen will." (sid, APA, bez, DER STANDARD, 9.1.2014)