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Dennis Rodman und sein Team. Der Ex-Basketballstar bezeichnet Kim Jong-un als Freund.

Foto: AP Photo/David Guttenfelder

Als Dennis Rodman seinen ersten Memoirenband präsentierte, trug er ein weißes Hochzeitskleid, wozu er spöttisch bemerkte, er habe Tage gebraucht, um es in seiner Größe zu finden. Seine Erkennungszeichen sind grell gefärbte Haare, großflächige Tattoos und fünf Piercing-Ringe. Dennis Rodman, der große Exzentriker.

Eine Zeit lang war er mit der Pop-Ikone Madonna liiert, später ließ er sich in Las Vegas mit der Schauspielerin Carmen Electra vermählen, wobei die Ehe nur knapp sechs Monate hielt. Rodman, 2,01 Meter lang, mit enormer Sprungkraft gesegnet, war einmal ein herausragender Basketballer. Zweimal kürte ihn die Profiliga NBA zum Defensivspieler des Jahres. Heute sagt er von sich: "Ich bin Trendsetter, Entertainer, der wilde Bursche vom Dienst."

Seinen neuesten Coup landet er wohl am heutigen Mittwoch in Pjöngjang: Dort wollte er mit einer US-Altherrenmannschaft, Durchschnittsalter 48, auf eine Auswahl Nordkoreas treffen.

Ein Geschenk für Kim

Rodman versteht das Match als Geburtstagsgeschenk für Kim Jong-un, den jungen Machthaber des abgeschotteten Landes, den er einen Freund fürs Leben nennt. "Es ist, als würde man sich mit Hitler zum Lunch treffen", zürnt Eliot Engel, ein Kongressabgeordneter; es gebe Dinge, die tue man einfach nicht. Andere fordern ihn auf, in der Rolle des zufälligen Emissärs kontroverse Themen anzuschneiden, worauf der Entertainer salopp kontert: "Ach was, zum Geburtstag redest du nicht über Gefangenenlager, da redest du nicht über politische Säuberungen."

Immerhin: Rodman dürfte der einzige Amerikaner sein, der den rätselhaften Despoten von Angesicht zu Angesicht kennt. Zwar betont das Weiße Haus, der Mann sei strikt in eigener Mission unterwegs, aber dass die Regierung Barack Obamas seine Kontakte nicht nutzt, um mehr über Kim zu erfahren, kann sich auch wieder keiner vorstellen. "Ruf mich an, Obama. Ich besitze Insiderwissen", witzelte Rodman schon vor Monaten.

Nicht dass es keine Präzedenzfälle gäbe. 1971 ebnete die Pingpongdiplomatie den Weg zu einem historischen Besuch Richard Nixons in China. Immerhin, räumen selbst Rodmans Kritiker ein, wenn ein nordkoreanisches Publikum US-Gäste als sympathische Zeitgenossen erlebt, nicht als die Kriegstreiber der Propaganda, ist das an sich schon Fortschritt.

Rodmans vierte Reise

Dreimal ist der Hüne 2013 in Kims Reich gereist, bevor nun die vierte Visite folgte. Begonnen hatte es damit, dass der Medienkonzern Vice anregte, die Harlem Globetrotters zu einer Tour des guten Willens nach Pjöngjang zu holen. Als die potenziellen Gastgeber zögerten, schoben die Vice-Manager ein Bonbon hinterher: das Angebot, eine der Legenden der Chicago Bulls mitzunehmen.

Für die Bulls hat die Familie Kim eine ausgeprägte Schwäche. Zu den Lieblingssouvenirs Kim Jong-ils, des Vaters des jetzigen Herrschers, soll ein Trikot Michael Jordans gehört haben, signiert von der früheren US-Außenministerin Madeleine Albright.

Jedenfalls fiel die Wahl auf Rodman, der im Februar neben Kim Jong-un auf der Tribüne saß, so angeregt plaudernd, als wären die beiden alte Bekannte. Beeindruckt von der Publicity, spannte Paddy Power, ein irischer Buchmacher, Rodman prompt als Werbeträger ein. Von der Firma stammt auch die Idee, Kim nun mit einer Basketballpartie zu gratulieren. (Frank Herrmann aus Washington, DER STANDARD, 8.1.2014)