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Foto: AP/Hormann

Wien - Investieren ist das jährlich Brot des Hoteliers - neben der Gastfreundschaft natürlich, die der Tourist auch spüren will. Sofern beides gegeben ist - attraktive Ausstattung des Hauses und freundliche Ausstrahlung des Personals - wird der Gast auch ein paar Euro mehr zahlen. Zuletzt haben sich allerdings Erzählungen von Gästen gehäuft, die in abgewohnten Zimmern einquartiert und zu allem Überfluss auch noch unfreundlich behandelt wurden.

In der Tat gibt es im Investitionsverhalten der Branche einen Riss, den auch die Experten der Österreichischen Hoteltreuhand (ÖHT), einer Spezialbank für den Tourismus, nicht erklären können. Hatte die Branche während der Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2008 immer eine stärkere Investitionsneigung als die Gesamtwirtschaft, war Mitte 2012 plötzlich Schluss damit. Bis Juni 2013, also ein komplettes Jahr lang, ist die Investitionstätigkeit der Tourismuswirtschaft unter jene der Gesamtwirtschaft gefallen. Davon zeugt nicht zuletzt die Großkreditevidenz der Österreichischen Nationalbank (OeNB).

Jetzt jedenfalls ist es wieder wie vorher. "Die Investitionskreditansuchen sind allein im zweiten Halbjahr 2013 um knapp 50 Prozent gestiegen", sagte Franz Hartl, der sich mit Wolfgang Kleemann die Geschäftsführung der ÖHT teilt, in einer Pressekonferenz am Dienstag. "Auf der Investitionshitliste ganz oben stehen nun aber Betriebsgrößenoptimierung und Qualitätsverbesserungen (siehe Grafik). Wellness hingegen ist wie in den Jahren davor rückläufig."

Die niedrigen Zinsen erleichterten die Aufhebung des Investitionsstaus und linderten die Finanzierungsnöte, die wegen Basel III (strenge Ausleihevorschriften für Banken) für Teile der Branche noch größer geworden seien.

Nun gelte es die niedrigen Kurzfristzinsen auch mit dem langfristigen Finanzierungserfordernis der Branche übereinzustimmen. Die ÖHT habe diverse Instrumente bei der Hand, um speziell den mit negativem Eigenkapital kämpfenden Betrieben zur Seite zu stehen, sagte Kleemann. Noch immer weist jeder dritte der rund 12.000 heimischen Beherbergungsbetriebe ein negatives Eigenkapital auf.

Was die Betriebsgröße betrifft, habe sich die Situation in den vergangenen Jahren leicht gebessert. Lag die durchschnittliche Bettenzahl im Vier- und Fünfsternebereich 2002 bei 41, sind es jetzt immerhin 45 (39 im Dreisterne-, 23 im Einsternbereich). Mit knapp 96.000 Gästebetten hat die Branche im Jahr 2002 rund 73 Millionen Nächtigungen geschafft, mit 69.000 Betten hat man 2013 nicht weniger als 85 Millionen Nächtigungen hinbekommen. Hartl: "Es geht in die richtige Richtung, die Umstellung erfordert aber Zeit."

Problem mit den Preisen

Die Preise in der Hotellerie konnten nach Beobachtung der ÖHT zuletzt im Rahmen der Inflationsrate angehoben werden. Allerdings sind die Preise für Energie, Werbung und Personal deutlich stärker gestiegen, was zulasten der Ertragskraft ging. Auf Energie und Werbung entfallen jeweils rund fünf Prozent der Gesamtkosten von Vier- und Fünfsternebetrieben, das Personal steht für 34 Prozent der Gesamtkosten. Der Gross-Operating-Profit (GOP), eine Ertragskennzahl vergleichbar dem Ebitda in Unternehmen) ist von ursprünglich 25 auf 21,5 Prozent gefallen, den niedrigsten Wert der letzten Jahre.

"Man hat an der Kostenschraube gedreht und etwa Offenhaltungszeiten verkürzt. Jetzt geht es darum, vorhandene Flächen optimal zu nutzen. Da lässt sich noch viel Geld sparen", sagte Hartl. (Günther Strobl, DER STANDARD, 8.1.2014)