Wir müssen draußen bleiben: Warum Harald Fidler volle Lokale freuen - und wie er in der Locanda dell'Olmo im zweiten Anlauf froh über Platz war.

"Einen Tisch, für zwei?"
"Ausreserviert, leider!"
"Warum leider? Gratuliere!"

Wer keinen Platz für mich hat, den merk ich mir. Schließlich kann man das als Indiz nehmen für: Wie hier gekocht, ausgeschenkt und serviert wird, kommt an. Das ist lang noch kein Beweis, dass es hier auch tatsächlich gut ist. - Aber zumindest ein Hinweis darauf.

In der Locanda dell'Olmo bin ich im ersten Anlauf gescheitert: Sonntagmittag. Für eine Person. Mi dispiace. Wir sind in Bosco Marengo, also wieder einmal in der Provinz Alessandria, also wieder einmal im Piemont. Italien, klar.

Platz da!

Das Scheitern lässt mir natürlich keine Ruhe. Und somit auch ich dem Giovanni Pontemonte nicht, der mich beim jüngsten Besuch begleitete, wie Sie ja spätestens seit voriger Woche wissen. Wir reservierten (zur Sicherheit) und probierten die Locanda im zweiten Anlauf. Ergebnis: schon schwer okay.

Noch lieber merk ich mir freilich Wirte, die Platz für mich haben, wenn ich ihn brauche, und dann auch noch ordentlich kochen, ausschenken und servieren. Wie die Locanda dell'Olmo, halt im zweiten Anlauf, aber sehen Sie selbst:

Ausgewogenheit ist eines der Fundamente soliden Trinkens: Also auch im Piemont nur nicht den Weißwein auslassen - wie diesen hauseigenen Gavi di Gavi der Locanda dell'Olmo, zu finden unter diesem Link.

Für das, was da jetzt kommt - also zweimal vier Gänge, Wein, ein Aquavit für den Giovanni und Kaffee: 85 Euro.

Foto: Harald Fidler

Sieht jetzt nicht sehr schön aus, schmeckt aber umso besser: Karden, gern übersetzt mit Disteln, und zwar genauer Cardo Gobbo di Nizza (die lassen total speziell den Kopf hängen, haben wir gehört) mit Bagna Cauda, also im Prinzip Olivenöl, Sardellen und Knoblauch, warm. 

Lässt selbst Pontemonte die Carne Cruda links liegen lassen.

Foto: Harald Fidler

Corzetti mit Kürbis und - sehr dezent - Räucherhering. Nicht sehr aufregend, aber gut.

Foto: Harald Fidler

Schon ein gutes Stück spannender Giovannis "Cannelloni" aus Kohl, man könnte auch Kohlroulädchen sagen, graniert und wurstgefüllt.

 

Foto: Harald Fidler

Ausgewogenheit empfiehlt sich natürlich auch beim Essen - Pontemonte greift also schon im Sinne der Balance zu ein paar Sardellen, frittiert und ziemlich gut.

Foto: Harald Fidler

Danebengegriffen, dachte ich beim ersten Blick auf meine Cima Ripiena - gefüllte Kalbsbrust mit Feigensenf. Ich stehe dem Kalb ja eher skeptisch gegenüber und assoziiere mit den Jungtieren rasch eine gewisse Fadesse. Vorschnell, zeigt mir die Kalbsbrust - und ich lass mich ja wirklich gern positiv überraschen.

Foto: Harald Fidler

Saftiges Apfelküchlein mit Zitronencreme, Pontemonte schnaufte zufrieden.

Foto: Harald Fidler

Und weil ich schon vorher ziemlich geschnauft hatte, wollte ich nur ein klitzekleines Stück Bunet kosten. Den Erfolg meines Ersuchen sehen Sie hier. Wer will schon ein kleines Stück von einem so prototypischen, ausgezeichneten Schokomandelziegel? Wäre völlig unverständlich, das stimmt schon. Und sehr verständlich, dass man hier nicht so einfach Platz bekommt. (Harald Fidler, derStandard.at, 4.2.2014)

Foto: Harald Fidler