Tausche Kinderhose gegen Duftstäbchen Marke "Hüttenzauber". Beim ersten Weihnachtsgeschenke-Tauschbasar in Linz wurde so mancher Fehler des Christkinds ausgebessert.

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Linz - Nein, das stand für die junge Studentin schon am Heiligen Abend fest: Weder die übergroße Toiletttasche noch das Parfum, wohl eher für betagtere Damen kreiert, werde sie in ihre WG nach Wien mitnehmen. Die Freundin der Tochter drückte der Mutter dann auch noch ein lilafarbenes, glänzendes Etui in die Hand. Mit diesen "falschen" Präsenten erschien die Mühlviertlerin dann auf dem ersten Weihnachtsgeschenke-Tauschbasar in Linz am vergangenen Wochenende.

"Was dir nicht gefällt, kann für andere von großem Nutzen sein - und umgekehrt", hatte die Frau in der Vereinszeitung Grünschnabel als Terminankündigung gelesen. Der "Verein zur Förderung von Lebensqualität" organisierte am Samstagnachmittag im neuen Linzer Rathaus die Tauschbörse. Sortiert nach Nützlichem, Kuriosem, Büchern, Musik, Haushalt, Sport, Kosmetik, Kleidung und Spielzeug, konnte dort jeder im großen Saal im Erdgeschoß abgeben, was ihm so ganz und gar nicht gefiel, oder was er nun doppelt hatte.

Zu viele Zumba-Hanteln

"Die Zumba-Hanteln hab ich schon, und zurückgeben kann ich sie nicht mehr", sagte eine junge Frau. Kaum hatte sie ihr Päckchen auf den dafür vorgesehenen Tisch gelegt, war es auch schon wieder weg. So weit kam es bei der Mühlviertlerin erst gar nicht. Sie wurde gleich direkt von einer Dame wegen der Toiletttasche angesprochen - und im Nu hatte diese ihre Besitzerin gewechselt. Darauf machte sich die Mutter auf die Suche nach einem gleichwertigen Ersatz. "Meine Tochter könnte in Wien was für den Haushalt gebrauchen." Doch fündig wurde sie nicht.

Riesig war die Auswahl an diesem Nachmittag ohnehin nicht. Auch wenn nach den Festtagen der große Umtausch beginnt, so werden die meisten Geschenke doch im Laden zurückgegeben. Rund 20 Prozent des Weihnachtsgeschäfts macht der Handel zwischen dem 27. und dem 31. Dezember. An diesen Tagen werden Gutscheine (heuer betrug der Wert 100 Millionen Euro) eingelöst und unpassende Präsente zurückgegeben.

Krimskrams am Gabentisch

Das Windlicht oder die Duftstäbchen "Hüttenzauber" wanderten allerdings auf den Tauschbasar. Diese Aufmerksamkeiten von Freunden muss man behalten oder auf inoffiziellem Wege loswerden, "ich kann sie ja schlecht nach der Rechnung fragen", gab eine Frau zu bedenken. Außerdem landeten im Linzer Rathaus Dinge auf den Gabentischen, die offensichtlich bereits vor Jahren unter dem Christbaum lagen und bisher in irgendwelchen Abstellräumen verstaut waren.

"Auf bestimmte Regeln haben wir bei unserem ersten Basar ganz bewusst verzichtet", sagte Vereinsobfrau Gabriela Schönberger. Lediglich beim Eingang gab es eine Kontrolle, ob es sich auch um neuwertige Dinge handelte, die eingetauscht werden sollten. Und so wurden unter anderem eine orginalverpackte Handbrause, Kaltwachsstreifen zum Enthaaren, zwei Schnuller oder eine Eieruhr in Form einer Teekanne zum Tausch geboten.

Spende an den Trödlerladen

"Ich schaue erst einmal, ob ich etwas finde, bevor ich meine Sachen abgebe", meinte ein zehnjähriges Mädchen. Sie suchte vor allem eines: Radiergummis. "Hundert habe ich bereits gesammelt. Meine liebsten sind eine Schildkröte und eine Toilette." Doch die Schülerin wurde nicht fündig, so packte sie ihr Puppenfahrrad und den Helm auch gar nicht aus, denn herschenken wollte sie nichts. Im Gegensatz zur Mühlviertlerin, die die Präsente ihrer studierenden Tochter und deren Freundin auf keinen Fall wieder mit nach Hause nehmen wollte.

Und auch für die Dinge, die niemand wollte, gab es am Ende des Basars eine sinnvolle Verwendung: Sie wurden der Arge Trödlerladen gespendet. (Kerstin Scheller, DER STANDARD, 7.1.2014)