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Die TV-Branche hofft, mit Smart-TVs eine Trendwende einleiten zu können.

Foto: Reuters

Fernseher waren nie besser als heute. Sie sind dünn, liefern hohe Auflösung, viele Anschlüsse, integrierte Tuner und selbst große Modelle sind schon für wenige hundert Euro zu haben. Das ist allerdings nicht erst seit heute so. Schon länger fehlt Konsumenten, die sich in den vergangenen Jahren eine neue "Flimmerkiste" gekauft haben, der Anreiz, eine Neuanschaffung zu tätigen, zumal auch immer mehr Videoinhalte auf mobilen Endgeräten via Stream konsumiert werden.

In die Ecke innoviert

"Die Fernseherhersteller haben sich in eine Ecke innoviert", formulieren es Brian Chen und Nick Wingfield im Bits-Blog der New York Times. Die maue Entwicklung der Verkaufszahlen in der mittleren Vergangenheit belegt dies. Doch die Branche hofft auf Erlösung – in Form von Smart TVs.

Immerhin, zumindest 22 Prozent der verkauften TV-Geräte in den USA waren im November bereits internetfähige Smart TVs, so eine Studie von NPD Research. Das entspricht einer Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr.

Fertige Plattform statt schwierigem Eigenbau

Auf der Elektronikmesse CES in der Glücksspielmetropole Las Vegas wird ein umfassendes Sortiment präsentiert. Das Unternehmen Roku stellt Designs von TVs vor, die Netflix-Streaming ohne zusätzlicher Peripherie beherrschen. Zwei chinesische Hersteller, TCL und Hisense, bauen damit erste Geräte. Insgesamt wird es am Roku-Stand sechs neue Fernsehermodelle zu bestaunen geben.

Rokus Dienst in TV-Geräte zu integrieren ist ein anderer Zugang, als ihn viele Hersteller pflegen. Viele bauen ihre eigenen Smart-TV-Plattformen und versuchen, eigene Content-Dienste – etwa On-Demand-Streaming von Unterhaltungssendungen – aufzuziehen. Doch der Abschluss von entsprechenden Deals mit der Filmindustrie gestaltet sich schwierig. Eine Lektion, die anscheinend auch Intel lernen musste, sollen doch daran die SmartTV-Pläne des Chipherstellers vorerst gescheitert sein.

Das Rezept ist also, so Roku, gleich ein reichhaltiges Ökosystem heranzuziehen, welches sich bereits bewährt hat. Im eigenen Angebot finden sich Apps, über welche der Zugang zu HBO Go, Netflix und anderen Streaming-Dienste ermöglicht wird. Das erleichtert es auch dessen Betreibern, die schlichtweg nicht dutzende herstellereigene SmartTV-Plattformen unterstützen wollen.

Ultra-HD und gebogene Displays

Einen anderen Zugang probiert der koreanische Hersteller Samsung. Dort lieferte man 2013 Geräte mit Ultra-HD-Bildschirmen und 3D-Funktion, die sich bislang aber mehr schlecht als recht verkauften. In den USA lag der Anteil von Fernsehern mit 4K-Auflösung im Verkauf vergangenen November noch bei unter einem Prozent.

Nun versucht man es mit gebogenen Displays. Diese sollen störende Reflektionen von umgebenden Lichtquellen minimieren und gleichzeitig ein besseres Seherlebnis für Zuseher bieten, die weiter abseits der Sofamitte sitzen.

Videoqualität nicht so wichtig

James McQuivey von Forrester Research sieht am Drehen der Spezifikationsschraube allerdings kein taugliches Mittel, um eine Trendwende einzuleiten. Er verweist auf den steigenden Videokonsum über Plattformen wie YouTube. Dort werden die Clips nicht nur oft auf Tablets oder Smartphones, sondern auch in niedrigerer Qualität angesehen.

Das bringt ihn zur Schlussfolgerung, dass die technische Qualität – also etwa die Auflösung eines Videos – nicht primär darüber entscheidet, ob es gesehen wird. Stattdessen gehe es um psychologische und emotionale Faktoren, was viele TV-Hersteller jedoch bislang kaum berücksichtigen.

Die Marktforscher von Magid Advisors haben ermittelt, dass mittlerweile knapp ein Drittel aller Tablet-User in den Vereinigten Staaten zunindest einmal wöchentlich Programme in voller Länge auf ihrem Mobilgerät schauen. Videokonsum zählt auch zu den wichtigsten Kaufmotiven für Tablets.

Warten auf Apple

Ob vernetzte Fernsehgeräte mit einfacher Anbindung an Streamingdienste demfolgend eine Lösung für die Branche bieten, wird sich auch anhand des Erfolgs der von Roku designten Geräte zeigen. Gleichzeitig harrt die Industrie gespannt dessen, was Apple auf die Beine stellen könnte.

Der Elektronik-Riese aus dem kalifornischen Cupertino hat nicht nur mit Tablets den Massenmarkt erschlossen, sondern hat auch eigene Settop-Boxen im Programm. Gemäß langanhaltenden Gerüchten soll der Konzern auch an einem TV-Gerät arbeiten. (red, derStandard.at, 06.01.2014)