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Humor wie düsteren Tiefgang im Repertoire: Erika Stucky.

Foto: Archiv

Wien - Aufgewachsen ist sie in der Hippie-Kolonie von San Francisco als Tochter schweizerischer Blumenkinder, mit denen sie Anfang der 1970er-Jahre nach Oberwallis remigrierte, dergestalt die kalifornische Kommune mit der Kulisse von Trachtenmenschen und Gebirgsgipfeln tauschend. Wer so sozialisiert wird, muss Dampf ablassen. Erika Stucky fand ihr Ventil in einer immer wieder ins Theatralisch-Anarchische ausfransenden, vokalen Performancekunst, in der sie nicht nur amerikanisches Englisch und Walliserdeutsch vermengt, sondern auch stilistisch keinerlei Skrupel kennt:

Freie Improvisation, Pop und Jodler sind selbstverständliche Fixsterne auf Stuckys musikalischem Firmament. Lovebites nannte sich etwa die anregende Sammlung gefährlicher Liebesbekundungen (2003), auf Princess (2005) stellte Stucky trendgemäß Prince, Kurt Cobain und Michael Jackson in einen Blasmusik, Jazz und Elektronik fusionierenden Band-Kontext.

Auch ein Titel wie Suicidal Yodels spricht für sich, erforschte Stucky im gleichnamigen Programm doch nicht nur globale Jodel-Traditionen abseits alpiner Klischees, sondern auch deren dunkle, also depressive Derivate.

Black Widow nennt sich das neue Projekt, in dessen Rahmen Stucky Mafialieder, düstere Popsongs und "längst totgeglaubte Standards" erweckt. Der Geist von Tom Waits weht durch das Programm, für das sie sich mit David Coulter, Terry Edwards und Schlagzeuger Michael Nair umgibt. Nicht unbedingt etwas für Menschen mit schwachen Nerven! (Andreas Felber, DER STANDARD, 4./5./6.1.2014)