Wer Erbschaftssteuern propagiert, verteilt zunächst einmal Beruhigungspillen: Nein, so kleine Erbschaften unter 500.000 Euro blieben ohnehin unangetastet. Und bei Millionenvermögen könne man doch ruhig ein Viertel wegsteuern, es träfe ja ohnedies keine Armen. Die Erbschaftssteuer-Fans hoffen, dass die wirklich Armen der Neid packt und dass der Mittelstand nicht merkt, wie er über den Tisch gezogen werden soll. Denn die halbe Million Freibetrag ist rasch erreicht, wenn eine halbwegs gediegene Stadtwohnung, ein Wochenendhaus, ein Auto und vielleicht ein wenig Schmuck oder ein bescheidenes Wertpapierdepot in der Erbmasse sind.

Natürlich kann man Erbschafts- und Schenkungssteuern vermeiden: Wenn man nämlich sein Geld verprasst, anstatt es klug zum Vermögensaufbau über Generationen zu nutzen. "Stirb pleite!" lautet die Aufforderung dazu, ohne Verantwortung für die folgende Generation für den Konsum zu leben und der Familie nichts zu hinterlassen.

Dahinter stecken unterschiedliche Gesellschafts- und Familienbilder: Die einen meinen, dass es der Gesellschaft guttut, wenn möglichst viele Menschen Verantwortung zeigen und Vermögen bilden, den Familienzusammenhalt durch Schenkungen und Erbschaften fördern und über Generationen für Wohlstand sorgen. Das andere Gesellschaftsbild unterstellt, der Wohlstand werde besser von Politikern gesichert. Glaubt wirklich jemand, dass das ein Finanzminister besser kann als ein Familienvater? (Conrad Seidl, DER STANDARD, 3.1.2014)