Heilt selten, aber wenn, dann richtig: "Der Bergdoktor"

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400 Kubikmeter Silvestermüll der Stadt Wien sind entsorgt - der Alltagsmist hat uns wieder. Ab Dienstag ordiniert wieder "Der Bergdoktor". Wer es nach rund zwanzigjähriger Abstinenz wagt, sich dieses Schmerzprogramm reinzuziehen, wird gleich eingangs überrascht: Nicht Schuhplattler und Blasmusik stehen am Anfang der  Langzeitschmonzette, sondern der englischsprachige Lamourhatscher aus den glockenhellen Stimmen einer Buberlpartie, die in den 1990ern von vornehmlich minderjährigem Publikum verehrt wurde.

"Mein Herz ist taub" –  "Ich spüre deinen Frust" – "Versuche es nur, und hab ein bisschen Geduld, ja. Hab' ein bisschen Geduld, ja", Mit einem Wort, es geht um maximale Effizienz, Anamnese und Therapie in einem, noch dazu die Psychosomatik miteinbeziehend, ganzheitlicher geht's kaum, und schnell ist klar, warum dieser Landarzt bis heute Publikumsliebling ist. Weil bewährte Hausmittel, wie Kitsch und Landidyll, in lustvoll ungesundem Maße zum Einsatz kommen. Und das weiß Gott nicht in homöopathischen Dosen, was klug und richtig ist, denn Homöopathie wirkt, so meint die Wissenschaft, ohnedies nicht.

Es hat sich nichts geändert im "Bergdoktor"-Universum: Im 21. Jahr scheint die Sonne hartnäckig über die Landdoktor-Berge, zwitschern die Vogerl, hölzern die Dialoge. In der Praxis ist der Doktor so gut wie nie, auch richtig, die echten Leben spielen sich draußen ab. Das schaurige Drama in Folge eins besteht in einer unfairen Anschuldigung, die der Doktor recht unwirsch, nämlich mit Faustschlag pariert. Götter in Weiß sind eben auch nur Menschen. Wir brauchen jetzt wirklich Geduld, ja. (Doris Priesching, DER STANDARD, 2.1.2014)