Bild nicht mehr verfügbar.

Kim im Staatsfernsehen: Säuberung "von parteifeindlichen und konterrevolutionären Sektierern hat Partei stärker gemacht".

Foto: AP/Ahn Young-joon

Pjöngjang - Natürlich durften weder der drohende Gestus noch die Kriegsrhetorik fehlen in der Neujahrsansprache von Nordkoreas Diktator Kim Jong-un. Und so warnte er denn auch vor einer "massiven nuklearen Katastrophe" auf der koreanischen Halbinsel, sollte es jemals zu einem kriegerischen Konflikt kommen. Und auch die USA dürften sich künftighin nicht mehr in Sicherheit wähnen, ergänzte Kim in der am Mittwoch via Fernsehen übertragenen Rede.

Doch wichtiger als diese ohnehin ständig wiederkehrenden Phrasen wog der offensichtliche Versuch des Machthabers, ein Bild der eigenen Stärke zu vermitteln; zu zeigen, dass er im internen Machtkampf in Pjöngjang den Sieg davongetragen hat und nun wieder Ruhe in den Machtzirkeln einkehren soll - und wird.

Säuberung von "Sektierern"

Vor rund einem Monat hatte der bald 31-Jährige seinen in Ungnade gefallenen Onkel Jang Song-thaek und einige von dessen engsten Vertrauten verhaften, aburteilen und hinrichten lassen. Am Mittwoch sprach Kim von einer "entschlossenen Aktion" durch die herrschende Arbeiterpartei. Die Säuberung "von parteifeindlichen und konterrevolutionären Sektierern hat die Partei stärker gemacht", so Kim. Der Zusammenhalt der Partei und des Landes habe sich "verhundertfacht".

Mit seinem selbstbewussten Fernsehauftritt wollte Kim wohl nicht nur an die eigene Bevölkerung, sondern auch an Südkorea ein Signal der Stärke senden: Zuletzt hatte die Regierung in Seoul wachsende Instabilität im Nachbarland konstatiert und befürchtet, das nordkoreanische Militär könne versuchen, durch Provokationen von den inneren Vorgängen - sprich: Machtkämpfen - abzulenken. Diese Sorge könnte nun, zumindest vorerst, unbegründet sein.

In Richtung Südkorea erklärte Kim außerdem, er wolle die bilateralen Beziehungen wieder verbessern. Dabei bediente er sich einer seltsam anmutenden Formulierung: Er werde im Sinne einer neuerlichen Annäherung "aggressive Bemühungen" unternehmen. Und auch Südkorea solle sich um ein besseres bilaterales Verhältnis bemühen.

Verhaltene Reaktionen

Ähnliche Töne gegenüber Südkorea hatte Kim schon vor genau einem Jahr angeschlagen. Die Spannungen in der Region hatten sich allerdings nach dem dritten nordkoreanischen Atomtest im vergangenen Februar dann doch deutlich verschärft.

Dementsprechend verhalten fielen auch diesmal erste Reaktionen in Südkorea aus. Für Robert Carlin vom US-Korea-Institut der Johns Hopkins University könnte diese Neujahrsansprache allerdings schon ein erster Schritt sein, um "bescheiden, aber konkret die Türe zu öffnen" für tatsächliche Bemühungen um Annäherung.

Um innenpolitisch unantastbar zu bleiben, versprach Kim auch eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage des Landes. Diese stehe im Mittelpunkt seiner Interessen, sagte Kim, der tags zuvor einen neuen Skilift im Skigebiet Masik inspiziert hatte. Dabei hatte er angekündigt, weitere Infrastrukturprojekte vorantreiben zu wollen. "Im kommenden Jahr beginnt eine neue Phase der Prosperität." (dpa, AFP, Reuters, red, DER STANDARD, 2.1.2014)