Wien - "Die Telekomunternehmen haben immer Internetdienstleistungen als Add-on angeboten und so die Preise gedrückt. Jetzt drehen wir den Spieß um", sagt Michael Gredenberg, einer der beiden Geschäftsführer der Wiener Techfirma Inode, einer erfolgreichen Überlebenden des Platzens der New-Economy-Blase. Inode startet nun, nach einer dreimonatigen Testphase, mit "iTalk Voice over IP" - Telefonieren über das Internet - zunächst für Privatkunden.

Kampfpreise

Dabei werden Kampfpreise eingesetzt - die Grundgebühr liegt bei 9,50 Euro pro Monat. "Die Telekom Austria hat den Minimumtarif abgeschafft, und das ist um die Hälfte billiger als der Standardtarif", so Gredenberg. Auch die Gesprächsgebühren sind angriffig: Montag bis Freitag, von acht bis 18 Uhr, kostet ein Festnetzgespräch 3,20 Cent pro Minute, off-peak 1,69 Cent. In EU-Länder sowie in die Übersee telefoniert man um vier Cent, mit heimischen Handys um 22 Cent. Interne Verbindungen - zu einem anderen, von Inode xDSL genannten Breitbandanschluss - sind innerhalb von Österreich gratis. Für xDSL sind aber noch eigene Gebühren fällig (ab 39 Euro pro Monat, steigt mit der Bandbreite).

Laut Gredenberg muss der Computer im Haus nicht eingeschaltet werden, um zu telefonieren, "Powersaugen", also intensives Downloaden von Daten, störe die Sprachtelefonie ebenfalls nicht, behauptet der Inode-Boss. In ein bis zwei Wochen sei man weiters so weit, dass die "alte" Rufnummer inklusive Vorwahl mitgenommen werden kann. Jedes handelsübliche Telefongerät kann eingestöpselt werden. Laut Kogeschäftsführer Peter Augustin erwarte man sich heuer tausend Kunden.

Kein Kerngeschäft

Für Inode ist die Telefonie nicht Kerngeschäft, man verwendet sie aber als Mittel, um die so genannte Entbündelung voran zu treiben, also den Eintritt von alternativen Anbietern in die Wählämter, die früher vom heutigen Exmonopolisten okkupiert waren.

Doch die Telekom Austria mache es Inode nicht leicht: "Sie führen uns oft in die Irre, weil sie Fristen nicht einhalten", kritisiert Gredenberg. Augustin: "Wir brauchen die zwei- bis dreifache Manpower." Mittlerweile hätten sich Pönalen in fünfstelliger Eurohöhe angehäuft.

Einmietungsprobleme

Trotz der Schwierigkeiten könne man derzeit 50 Prozent der Bevölkerung theoretisch mit Internettelefonie versorgen, die zehn größten österreichischen Städte seien erschlossen. In Wien gebe es noch weiße Flecken, von 46 Wählämtern sei Inode in rund 30. Obwohl: "Im Wählamt selbst ist ja meist kein Platz", man müsse sich in der Nachbarschaft einmieten, so Gredenberg. Das stößt auf bauliche Begrenzungen wie im Cottage-Viertel des 18. Bezirkes, wo rund um das Amt nur Villen stehen "und uns niemand ein Kellerabteil vermietet". (Leo Szemeliker, DER STANDARD Print-Ausgabe, 12.8.2003)