St. Pölten/Innsbruck/Salzburg - 14. August 2002: Die dramatischen Niederschläge haben die Pegelstände der Donau in Rekordhöhe steigen lassen. Bei Wildungsmauer betrug der Messwert in den frühen Morgenstunden 7,40 Meter. 11. August 2003: Die Skala zeigt am selben Ort zur selben Zeit 59 Zentimeter an. In Ybbs und Kienstock ist die Situation identisch: Kienstock 1,77 Meter (im Vorjahr 10,90 Meter), Ybbs 2,30 Meter - 2002 war die Verbindung zur Messstelle überhaupt ausgefallen. Die gesamte Donau führt derzeit nur etwa 60 Prozent der "normalen" Wassermenge. Deshalb müssen Güter- und Tankschiffe ihre Ladung um bis zu 50 Prozent reduzieren.

Auch das Grundwasser ist nach Angaben der Abteilung Hydrologie der NÖ Landesregierung "stetig fallend". So fällt der Pegel der Mitterndorfer Senke, dem größten Grundwasserreservoir Mitteleuropas, derzeit ebenfalls, obwohl dieser für gewöhnlich Anfang August steigt. Im Tullnerfeld herrscht "Mittelwasser", in den übrigen Flachgebieten Niederösterreichs bereits "Niederwasser". Dennoch profitieren einige unterirdische Wasserreserven immer noch vom Hochwasser des Vorjahres.

Wasserstände sind in Tirol nicht Besorgnis erregend

"Die Wasserstände sind in Tirol nicht Besorgnis erregend." Das sagte der Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft beim Land Tirol, Wolfgang Gattermayr, am Montag gegenüber der APA. Entlang des Alpenhauptkamms könne man sogar einen überdurchschnittlich hohen Pegel messen, hieß es. Die Niederschlagsmenge liege in Nordtirol im Saisondurchschnitt, in Osttirol gäbe es sogar einen Überschuss, erklärte Gattermayr. Flüsse wie der Lech (Bezirk Reutte) würden zwar teilweise weniger als die Hälfte der durchschnittlichen Wassermenge führen, trotzdem sei die Situation in Tirol relativ normal.

"Die Wasserversorgung in Salzburg ist gesichert." Es wären - "bis auf ganz wenige Ausnahmen im östlichen Flachgau, die Eigenversorger sind" - genug Reserven da, erklärte Landesrat Othmar Raus (S) auf Anfrage der APA. In den Gebirgsgauen gebe es sowieso keine Probleme und der Zentralraum wäre an die Wasserschiene angeschlossen, so Raus.

"Wassertrantscheln" vermeiden

Bis zu 50 Prozent weniger Niederschläge in der Steiermark sorgen zwar für Besorgnis erregende Gesichter, die Wasserwirtschaftsabteilung der steirischen Landesregierung gibt aber Entwarnung: "Der absolut tiefste Grundwasserspiegel ist noch nicht erreicht". Auch wenn die Stände sehr niedrig seien, sei die Wasserversorgung auch weiterhin gesichert. "Wassertrantscheln" wie "Rinnen lassen, um ein kaltes Glas Wasser zu bekommen" oder unnötiges Gießen sollten aber vermieden werden.

Kritisch sei die Situation nur deshalb, "weil in der momentanen Situation alles zusammenkommt", wie Gunther Suette von der Fachabteilung 19 erklärt: "Nämlich der etwas tiefer gelegene Grundwasserspiegel, die ständigen Entnahmen hoher Wassermengen und dass es keine Möglichkeit zur Neubildung von Wasserreserven gibt". Die öffentliche Versorgung sei allerdings nicht gefährdet.

Pegel höher als im Vorjahr

Auch bei der Auswertung der "repräsentativen Pegel" - also der Grundwasserspiegel an markanten Punkten - wurde von den Wasserbeauftragten festgestellt, dass sich der Wasserstand meist nur knapp ober- oder knapp unterhalb des langjährigen Schwankungsbereiches befindet. Im Grazer Feld sei der Pegel zwar 40 Zentimeter niedriger, aber immer noch höher als im Vorjahr. Ebenso im Raum Leibnitz: "Auch hier halten wir das Niveau vom Vorjahr", so Suette.

Bei der Feuerwehr hat man auf verschiedene Arten Vorsorge gegen Wassermangel bei Löscheinsätzen getroffen, so Gottfried Hörbiger von der Landesfeuerwehrzentrale in Lebring. Neben dem Wasser aus der Natur wie Teichen, Flüssen, Bächen und Seen stehen im Ortsbereich Hydranten sowie im ländlichen Bereich die lokalen Wasserbehälter sowie die Trinkwasserbehälter zur Verfügung. Deren Lage sei erfasst, kartiert und die Verwendung werde auch geübt, hieß es.

Behälter für den Notfall

Wenn man im unwegsamen Gelände bei einem Löscheinsatz buchstäblich auf dem Trockenen sitzt, dann hat die Feuerwehr noch transportable Behälter zur Verfügung, die wie Swimmingpools aussehen und zwischen 30.000 und 40.000 Liter Wasser fassen können. Bei Bedarf können diese Becken aus der Luft durch Hubschrauber des Bundesheeres oder des Innenministeriums mit rund 800 Liter Wasser pro Flug befüllt werden.

Die Feuerwehr auch landesweit - seit einer Woche verstärkt - im Einsatz, um Trinkwasser an Personen zuzustellen, deren Brunnen am Anwesen ausgetrocknet sind. "Wir regen bei solchen Wasserlieferungen an, dass die Spülwasserbehälter - sprich die Toilettekästen - von zehn auf drei Liter heruntergeschraubt werden", so Hörbiger.

Kärntner Pegel in etwa auf Vorjahresniveau

In Kärnten liegen die Grundwasserpegel etwa auf dem Stand des Vorjahres. "Teilweise sind wir sogar noch darüber, das sind die Nachwirkungen der vielen Niederschläge im April und Mai", erklärte Umweltreferent Reinhart Rohr. Mit der Trinkwasserversorgung gebe es im öffentlichen Bereich noch keine Probleme.

Einzelne Gehöfte, vor allem im Lavanttal, die private Quellen nutzen, sitzen allerdings bereits auf dem Trockenen und müssen von den Feuerwehren mittels Tankwagen versorgt werden. Schwierigkeiten gibt es auch in der Gemeinde Straßburg im Gurktal (Bezirk St. Veit/Glan), wo bereits vor zwei Wochen ein Sparerlass verfügt wurde. In Straßburg liefern die Quellen derzeit nur etwa die Hälfte der üblichen Wassermengen, nun sucht man hektisch nach Ersatz. Rohr: "Dort hätte man sich wohl etwas früher darum kümmern müssen."

Landwirte besorgt

Sorgen bereitet die Trockenheit allerdings den Landwirten. So wurde ganz Kärnten zum Dürregebiet erklärt, da die Niederschläge um 30 bis 40 Prozent unter den Normalwerten liegen. Vor allem beim Grünfutter sind die Ernteausfälle beträchtlich, erklärt Landwirtschaftskammerpräsident Walfried Wutscher.

Schwierigkeiten gibt es auch bei den Maisbauern, die Maiskulturen leiden unter der Kombination von Hitze und Trockenheit, die Pflanzen verdorren. Auch hier rechnen Agrarexperten mit Mindererträgen. "Wenn es nicht bald ausgiebig regnet, bekommen wir ernste Probleme und müssen Ausfälle bis 50 Prozent befürchten", hieß es bei der Landwirtschaftskammer. Das Land Kärnten hat bereits reagiert und eine Million Euro an Subventionen für die Bauern bereit gestellt, die für ihr Vieh Grünfutter zukaufen müssen.

Keine Versorgungsprobleme im Burgenland

Auch im Burgenland gibt es keine gravierenden Probleme mit der Wasserversorgung, bestätigte der Vorstand der Abteilung "Wasserwirtschaft" des Amtes der Landesregierung, HR Julius Marosi, am Montag. Der "Wasserleitungsverband Nördliches Burgenland" ist gut versorgt, Probleme gibt es allenfalls bei kleineren Orts- und Genossenschaftsversorgungen im südlichen Burgenland. Einige Sorgenkinder früherer Jahre - wie die Gemeinde Rechnitz - haben ihre Wasserprobleme mittlerweile durch Anschlüsse an Verbände gelöst.

Sinkender Grundwasserspiegel

Allerdings muss auch im Burgenland mit sinkendem Grundwasserspiegel und trocken fallende Bäche gerechnet werden. Der Neusiedler See ist "größenordnungsmäßig dort, wo er vorigen Jahr war: um 11,5,20 m ü. A" und wird - so Marosi - weiter fallen, wenn die Hitze und Trockenheit anhalten. Die Fließgewässer liegen unter dem so genannten Q-95-Wert (d. h., der Wert wird an 95 Prozent aller Tage überschritten). Kleinere Bäche beginnen auszutrocken; das hat wieder Folgen für kleine Fischteiche und für Bewässerungsanlagen. "Bei Fließgewässern ist die Situation durchaus unerfreulich", sagte Marosi. Der Grundwasserspiegel im Seewinkel dürfte unter dem Vorjahresstand liegen, vermutet der Experte, aktuelle Zahlen dazu lagen am Montag aber nicht vor.

Vorarlberg: Kostbares Nass aus Quellen wird knapp

Rund 70 Prozent der Vorarlberger Gemeinden werden mit Grundwasser versorgt. 30 Prozent decken ihren Bedarf aus Quellen. Während es bei Ersterem keine Versorgungsprobleme gebe, werde das kostbare Nass aus Quellen langsam knapp, erklärte Wolfram Hanefeld von der Abteilung Wasserwirtschaft im Amt der Landesregierung.

Der Grundwasserpegel im Vorarlberger Rheintal ist laut Hanefeld natürlichen Schwankungen zwischen sechs und 14 Metern unterworfen. Die Trinkwasserbrunnen sind deshalb sehr tief situiert. "Trockenperioden wie derzeit wirken sich aus diesem Grund kaum aus, die Versorgung ist gesichert," erklärte Hanefeld. Probleme gibt es dagegen bei Gemeinden in Hanglage. "Diese beziehen ihr Wasser aus Quellen und viele sprudeln derzeit nur spärlich," erläuterte der Experte. Ludesch im Walgau (Bezirk Bludenz) beispielsweise muss derzeit von Nachbargemeinden mitversorgt werden.

Verbundsystem

Derzeit wird in der Abteilung Wasserwirtschaft ein Konzept zur Vernetzung der Gemeinden erarbeitet. "Die Gemeinden sollen ein Verbundsystem aufbauen, damit bei Trockenheit oder unvorhersehbaren Zwischenfällen die Wasserversorgung im ganzen Land gesichert ist", betonte Hanefeld.

Öffentliche Versorgung in OÖ gesichert

Auch die Trinkwasserversorgung des öffentlichen Netzes in Oberösterreich ist trotz Ausbleiben von Niederschlägen weiterhin gesichert. Probleme gebe es derzeit nur bei einzelnen Haushalten, die nicht an ein zentrales Wassernetz angeschlossen seien. Das erklärte Jörg Sterneder, Mitarbeiter des zuständigen Wasserlandesrates Hans Achatz am Montag.

Aus den oberösterreichischen Gemeinden seien bis jetzt keine Meldungen über Störungen der Trinkwasserversorgung eingegangen, so Sterneder. Auch die Wassergenossenschaften in Oberösterreich hätten bis jetzt keine "Besonderheiten" gemeldet. Einzelne Haushalte, deren eigene Brunnen ausgetrocknet sind, würden durch die örtlichen Feuerwehren mit Wasser versorgt werden. (APA)