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Andreas Khol
foto: REUTERS/HERWIG PRAMMER
Wien - Nationalratspräsident Andreas Khol ist ein bekennender und praktizierender Katholik. In Sachen Homo-Ehe will er sich von der Kirche aber keine Vorschriften machen lassen. Die vatikanische Glaubenskongregation hat alle katholischen Politiker aufgefordert, Gesetzesinitiativen zur Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften abzulehnen. Khol will sich aber nichts dreinreden lassen, auch nicht vom Vatikan. Er verweist dabei ausgerechnet auf ein Rundschreiben von Kardinal Joseph Ratzinger, dem Vorsitzenden der Römischen Kongregation für die Glaubenslehre.

Khol: "Ich halte mich hier an das Lehrschreiben über die Verantwortung von Katholiken in der Politik. Kardinal Ratzinger hat das am 24. November 2002 an alle katholischen Politiker verschickt. Darin gibt es sehr klare Grundsätze, die ich teile. Katholische Politiker haben Politik aus christlicher Verantwortung zu machen, das heißt aus ihrem Gewissen und aus der katholischen Soziallehre heraus. Aber sie sind in ihren Entscheidungen frei. Daher bedarf es für mich keines Lehrschreibens und keiner päpstlichen Lehrmeinung in derartigen Fragen."

Khol bekräftigt im Gespräch mit dem STANDARD, zu den Fragen des Schutzes der Homosexuellen ohnedies eine eigene Meinung zu haben. "Ich brauche da keine Anweisungen von außen, wir haben unser Grundsatzprogramm."

Nicht an Ehe rütteln

Was den besonderen Wert der Ehe betrifft, ist Khol aber ohnedies ganz auf Linie der Kirche. "Das ist unser Parteiprogramm. Die auf Ehe gegründete Familie hat eine besondere Stellung in der Gesellschaft. An der ist nicht zu rütteln. Die Volkspartei wird sich mit allen Kräften dagegen wehren, dass an der Grundlage unserer Gesellschaft, der auf Ehe gegründeten Familie mit wechselseitigen Rechten und Pflichten, mit der besonderen Funktion der Kindererziehung und der Sozialisierung der Kinder, gerüttelt wird. Das ist Kernpolitik der ÖVP."

Der Schutz der Ehe schließe aber nicht aus, sich auch um die Rechte Homosexueller zu kümmern, betont Khol. "Wir bereiten gerade ein Antidiskriminierungsgesetz vor, das generell jede Diskriminierung - auch wegen der geschlechtlichen Orientierung - ausschließt."

Keine Aufwertung

Lebensgemeinschaften von gleichgeschlechtlichen Paaren im Gesetz aufzuwerten ist aber nicht die Absicht des Nationalratspräsidenten, da ist er ganz auf der Linie des Vatikan. Die so genannte Homo-Ehe wird also, wie vom Vatikan eingefordert, von ihm keine Unterstützung erfahren, auch nicht von seiner Partei, der ÖVP. Khol: "Das ist nicht beabsichtigt. Das ist auch, glaube ich, in jeder Hinsicht unerwünscht." (Michael Völker, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 11.8.2003)