Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass die Krebsrate in den nächsten fünfzehn Jahren um mehr als fünfzig Prozent steigt. Die Krebsforschung wird daher auch aus volkswirtschaftlichen Gründen forciert.

Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei immer mehr Therapien, die auf Tumoren maßgeschneidert werden. Unter den zumeist euphorisch verkündeten neuen Behandlungsmethoden sticht eine hervor, die von Experten als die vielversprechendste bewertet wird: Dabei sollen Tumoren quasi ausgehungert werden, indem ihnen mittels Hemmstoffen die lebensnotwendige Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr gekappt wird. Die Geschwulst würde durch diese Anti-Angiogenese verschwinden. Sie dürfte vor allem bei Brust-, Darm- oder Lungenkrebs wirken.

Hohe Geschwindigkeit

Spektakulär ist die Idee vom Beschuss des Tumors mit Antimaterie: Im Labor hergestellte Antiprotonen werden wie berichtet mit hoher Geschwindigkeit auf den Tumor geschossen. Sie durchfliegen das Gewebe, bis sie - nach genau errechnetem Bremsweg - auf Tumorzellen treffen und mit Protonen der Atomkerne zu einem "Nichts" verschmelzen. Dabei wird Energie frei, der Atomkern platzt. Es entstehen Spaltprodukte und eine hohe lokale Strahlendosis. Durch die auseinander fliegenden Fragmente wird die DNA der umliegenden Krebszellen einfach zerstört.

Nicht ganz so ungewöhnlich wollen Forscher der niederösterreichischen MedAustron Krebs bestrahlen. Die Tumoren sollen mit Ionen, konkret mit Wasserstoff- und Kohlenstoffkernen, bestrahlt und damit zerstört werden. Vorteil im Vergleich mit bisher eingesetzten Behandlungsformen mit Röntgen- und Gammastrahlen: Die Ionen haben eine deutlich höhere biologische Wirksamkeit, die so gesteuert werden kann, dass sie sich fast ausschließlich im Tumor entfaltet. Dadurch wird das umliegende gesunde Gewebe geschont. (prie/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11. 8. 2003)