Jörg Haider droht nicht. Er schlägt nicht drein, erpresst niemanden, stellt keine Ultimaten. Und er hat schon eine gute Woche lang seinem Parteichef Herbert Haupt nicht mehr öf- fentlich ausrichten lassen, dass er sich endlich putzen und ihm Platz machen soll. Haider probiert es derzeit auf die sanfte Tour. Er hätte gerne eine vorgezogene Steuerreform, bitte. Darüber will er reden, verhandeln, diskutieren, ganz vernünftig natürlich. Der ÖVP will er entgegenkommen und seine eigene Partei zumindest nicht überfordern.

Ist das bloß ein Ablenkungsmanöver vor dem großen Crash? Oder probiert Haider tatsächlich aus, was man erreichen kann, wenn man sich an politische Gepflogenheiten hält und mit dem Koalitionspartner gesittet umgeht? Viel hat Haider in den wenigen Tagen seines Kuschelkurses allerdings nicht erreichen können. Die ÖVP zeigt ihm ungerührt die kalte Schulter: Die große Entlastung für den kleinen Mann soll erst 2005 kommen. Bestenfalls sei eine Senkung der Körperschaftsteuer denkbar, und die träfe nicht unbedingt das freiheitliche Zielpublikum.

Ein großer Wurf - auch ein kleiner - bis zur Sondersitzung am Dienstag, den die FPÖ als ihren Erfolg verbuchen könnte, ist kaum noch denkbar. Also bleibt es an der Opposition, möglichst laut auf die Pauke zu schlagen und das zu fordern, was auch die FPÖ will, und es ebenfalls nicht zu bekommen.

Die Debatte um Termin und Volumen einer außertourlichen Steuerreform ist ein flaues Sommertheater, nicht sonderlich gut gespielt und vom werten Publikum ohne sonderliches Interesse aufgenommen. Der SPÖ, die immerhin den Aufführungstermin festgelegt hat, kommt Haiders Kuschelkurs dabei gar nicht gelegen. Sie wird aufpassen müssen, sich im vergeblichen Werben um Haider nicht der Lächerlichkeit preiszugeben. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.8.2003)