Jerusalem - Ungeachtet der Kritik der US-Regierung will Israel den Bau seiner umstrittenen Sperranlage um das Westjordanland fortsetzen. Dies bekräftigte der israelische Außenminister Silvan Shalom am Sonntag. Er räumte jedoch am Sonntag im israelischen Rundfunk auch ein, Israel suche in der Frage des weiteren Verlaufs der Anlage eine einvernehmliche Lösung mit Washington.

"Wir werden eine Lösung für die Sicherheit unserer Landsleute, einschließlich der Siedler, finden, die so weit wie möglich den Sorgen der Amerikaner Rechnung trägt", sagte Shalom dem israelischen Rundfunk. "Zwischen Freunden" könne es unterschiedliche Ansichten geben. US-Präsident George W. Bush hatte die Sperranlange, die zum Teil in autonomes Palästinensergebiet vordringt, vergangenen Freitag (8. August) als mögliches Hindernis für den Aufbau eines Palästinenserstaates bezeichnet.

Warnung an Syrien und Libanon

Zugleich richtete Shalom zwei Tage nach den Angriffen der pro-iranischen schiitischen Hisbollah-Miliz auf israelische Stellungen eine Warnung an Damaskus und Beirut. Da Israel seine Landsleute verteidigen müsse, sei es besser für Syrien und den Libanon, die Aktivitäten der Hisbollah zu stoppen. Am Samstag hatte Israel formal Beschwerde beim UNO-Sicherheitsrat eingereicht. Die Hisbollah hatte am Freitag israelische Stellungen im Gebiet der Shebaa-Farmen im Grenzgebiet zwischen Israel und Libanon mit Raketen und Granaten angegriffen. Die israelische Armee bombardierte daraufhin mehrere Ortschaften in Südlibanon.

Aus Sicht Shaloms liegt der Friedensprozess mit den Palästinensern derzeit auf Eis. Die Palästinenser hätten ihre Verpflichtungen aus dem Friedensplan des Nahost-Quartetts nicht erfüllt, die Lage sei gegenwärtig "untragbar", sagte er. Er warf den Palästinensern vor, die militanten Gruppierungen nicht zu entwaffnen. Die Extremisten nutzten die Waffenruhe aus, um sich neu zu organisieren. Sie bauten Tunnel, schmuggelten Waffen, bildeten ihre Kämpfer aus und schafften Raketen ins Westjordanland, sagte Shalom. All dies sei aus israelischer Sicht inakzeptabel. (APA/dpa/AP)