Cremona - Die wissenschaftlichen Schöpfer des ersten Klon-Pferdes haben nach eigenen Angaben bereits Anfragen erhalten, geklonte Rennpferde zu liefern. Das sei "die direkte und nahe liegendste Anwendung" seiner Forschung, sagte der Wissenschafter Cesare Galli. Sein Forschungsteam hatte am Mittwoch die Geburt des ersten geklonten Fohlens bekannt gegeben.

Klonforscher sieht Bedarf

Die Forscher vom Labor für reproduktive Technologie LTR im italienischen Cremona verfügten über das technische Know-how, um genetische Kopien der besten Rennpferde der Welt zu schaffen, sagte Galli weiter. "Das ist ein sicheres und einfaches Verfahren." Galli zufolge besteht Bedarf, weil 50 Prozent der Rennpferde kastriert sind. John Maxse vom britischen Jockey Club betonte allerdings, dass nach den geltenden Regeln geklonte Pferde bei Rennen nicht an den Start gehen dürften. "Rund siebzig Länder haben ein internationales Abkommen unterschrieben, das alle Pferde für Rennen sperrt, die nicht natürlich gezeugt und geboren wurden."

Ernsthafte Züchter aller Sparten (Traben, Galoppen, Turniersport) zweifeln, dass sich das Klonen von Pferden durchsetzen wird - auch aus ethischen Gründen. Grundsätzlich müsste Klonen auch männlichen Champion-Pferden erlauben, trotz einer Kastration ihre Gene weiteren Generationen zu vererben, schätzen die italienischen Wissenschafter. Damit könnte erforscht werden, ob etwa Charakterzüge und Fähigkeiten der eigentlich unfruchtbar gemachten Wallache weitergegeben werden könnten.


Strenge Richtlinien

"Das sehen wir ganz gelassen", versichert Hubert Uphaus vom deutschen Direktorium für Vollblutzucht und Rennen in Köln zum Thema Klonen. Bei Galoppern sei international "nicht einmal künstliche Besamung akzeptiert, das Produkt muss aus der Bedeckung durch einen Hengst entstanden sein", betont Zuchtleiter Uphaus. Die Australier wollten zumindest die künstliche Besamung zulassen, vor allem die mächtigen US-Zucht- und Rennverbände seien aber strikt dagegen. "Wie die sich bei der künstlichen Besamung anstellen, da wird beim Klonen erst Recht nichts laufen - nicht einmal mittelfristig."

Der Präsident des britischen Vollblut-Zuchtverbandes Thoroughbred Breeders Association, Philip Freedman, gesteht dem Klon-Experiment wegen der strengen Zuchtbestimmungen gar "keinerlei Wert" für den Rennsport zu. John Maxse vom Londoner Jockey Club betont, die Pferdesportgemeinde sei sich einig darüber, geklonte Pferde nicht einzusetzen. "Der Sport darf nicht zum Spielplatz oder zum Vergnügungspark für die Wissenschafter werden."

Kein Wert für den Rennsport

Auch der Besitzer des legendären Traber-Champions Varenne, Enzo Giordano, zeigt den Forschern die kalte Schulter. "Diese Dinge gefallen mir nicht", sagt Giordano. Der siebenjährige Varenne, der sich derzeit in einem Gestüt bei Turin erholt, ist nach seiner Karriere auf den Trabrennbahnen der Welt noch bei Kräften: Er wurde 165 Stuten präsentiert und befruchtete 155 von ihnen auf natürliche Weise.

Nicht ausgeschlossen ist, dass sich begüterte Reiter ein treues Ross klonen lassen werden, wenn es etwa zu sterben droht. Dasselbe Pferd werden auch sie nicht wieder kriegen, aber immerhin ein jüngeres. (DER STANDARD Printausgabe 08.08.2003)