Zaandam - Ursprünglich wollten die Banken die Bilanz 2002 des hoch verschuldeten Einzelhandelskonzerns bereits Mitte August sehen - eine Voraussetzung für die Gewährung eines Überbrückungskredits. Nun hat man sich auf eine Fristverlängerung geeinigt, teilte Ahold am Freitag mit.

Der vom Unternehmen angeführte Grund: Die Untersuchung von Falschbuchungen insbesondere bei der US-Tochter Foodservice dauere länger, als ursprünglich erwartet worden war. Das Unternehmen werde aber voraussichtlich den im Frühjahr von den Banken bereitgestellten Kreditrahmen von 2,65 Mrd. Euro nicht ausschöpfen müssen, hieß es am Freitag.

Im zweiten Quartal dieses Jahres hat Ahold erneut einen starken Umsatzrückgang hinnehmen müssen. Mit 13,0 Mrd. Euro lag der Umsatz vor allem als Folge der Dollarschwäche gegenüber dem Euro um 12,4 Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahresergebnis, so das Unternehmen mit Hauptsitz in Zaandam. Ohne Berücksichtigung der Wechselkursentwicklung sei der Umsatz dagegen um 2,5 Prozent gestiegen. Aber: Bereits im ersten Quartal 2003 war der Umsatz wegen nachteiliger Währungseffekte um 11,3 Prozent auf 17,4 Mrd. Euro gesunken.

Drittgrößte Einzelhändler weltweit

Ahold ist nach Wal-Mart (USA) und Carréfour (F) der drittgrößte Einzelhändler weltweit. Zwei Drittel des Umsatzes werden in den Vereinigten Staaten erwirtschaftet. Über die Gewinn- und Verlustentwicklung in diesem Jahr wird der Konzern erst nach Vorlage des geprüften Jahresabschlusses für 2002 berichten.

Die Falschbuchungen vor allem in den USA waren Anfang des Jahres bekannt geworden - eine Milliarde Euro war der Gewinn vermutlich zu hoch ausgewiesen worden. Seitdem hat der Konzern eine Reihe von Managern verloren, kämpft mit rechtlichen Problemen sowie einem immensen Vertrauensverlust seitens der Investoren. Zum Abbau des Schuldenbergs von mehr als zwölf Milliarden Euro versucht Ahold, Vermögenswerte zu verkaufen.

Auch bei der Übernahme der argentinischen Supermarktkette Disco soll es Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung gegeben haben. Ahold will die Kette nun loswerden. Von den chilenischen Niederlassungen des Tochterunternehmens Santa Isabel haben sich die Niederländer bereits getrennt. (Reuters, Der Standard, Printausgabe, 09.08.2003)