Ein Entwurf der Europäischen Südsternwarte ESO zeigt die Dimensionen des geplanten Superteleskops E-ELT, rechts davon zum Vergleich zwei Autos.

Illu.: ESO

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Eines der großen Highlights der kommenden Monate: Die ESA-Sonde Rosetta wird am 20. Jänner aus dem Tiefschlaf geholt, um das letzte Stück der langen, seit 2004 andauernden Reise zum Kometen Tschurjumow-Gerasimenko zurücklegen zu können.

Illu.: AP/ESA, C.Carreau

Der 3064 Meter hohe Cerro Armazones in der chilenischen Atacamawüste ist ein Berg wie jeder andere in dieser kargen Region. Auf Astrophysiker und Kosmologen übt er aber einen ganz besonderen Reiz aus. Bis zum Beginn des nächsten Jahrzehnts soll hier das weltweit größte optische Teleskop von der Europäischen Südsternwarte ESO errichtet werden: das European Extremly Large Telescope (E-ELT). Die ESO betreibt in der Atacamawüste bereits mehrere Teleskopanlagen. Der Grund für die Platzwahl ist für jeden Besucher spürbar: Nirgendwo sonst ist die Luft trockener. Das sind zwar für Menschen gewöhnungsbedürftige, für astronomische Beobachtungen aber ideale Bedingungen.

Bis zur Eröffnung des E-ELT wird also noch einige Zeit vergehen. Die Vorfreude unter den Wissenschaftern ist aber schon so groß, weshalb jeder auch nur kleine Schritt dorthin den Medien mitgeteilt wird. Man höre also und staune: Im kommenden März wird mit dem Bau des Plateaus auf der Bergspitze des Cerro Armazones begonnen, auf dem das neue Superteleskop stehen wird. Da geht es um recht viel Platz: Allein der aus mehreren Einzelteilen zusammengesetzte Hauptspiegel des E-ELT soll mehr als 39 Meter Durchmesser haben.

Damit sollte es womöglich gelingen, außerirdisches Leben - wenn es ein solches geben sollte - ausfindig zu machen. Dabei denken die Wissenschafter keinesfalls an grüne Männchen, eher an den Nachweis von einfachen Lebensformen. Davor haben die Astrophysiker aber noch ein paar andere Ziele: Sie wollen noch mehr über Exoplaneten herausfinden, wollen endlich wissen, woraus die dunkle Materie besteht, die immerhin 26,8 Prozent des Universums ausmacht, oder die Entstehung von Planeten jenseits des Sonnensystems beobachten.

Viele Großinstrumentanlagen sind dafür schon gebaut worden, zahlreiche Missionen wurden deshalb schon gestartet. Über allem steht natürlich die Frage nach den Ursprüngen von Mensch und Universum.

Landung auf dem Kometen

Eine der spektakulärsten Missionen geht in den nächsten Monaten in die entscheidende Phase: Die Weltraumsonde Rosetta der Europäischen Weltraumorganisation Esa wird am 20. Jänner um 11 Uhr (MEZ) aus einem jahrelangen energiesparenden Tiefschlaf der Technik geweckt (also aufgewärmt und hochgefahren), um das letzte Stück der langen, seit 2004 andauernden Reise zum Kometen Tschurjumow-Gerasimenko zurücklegen zu können.

Dort angelangt soll im November der Lander Philae auf dem Kometen aufsetzen und diesen untersuchen. Da Kometen offenbar seit Milliarden von Jahren aus dem gleichen Material bestehen, sehen die Esa-Wissenschafter eine Chance, Einblicke in die Frühphase des Sonnensystems zu bekommen. Und sie wollen das Wasser des Kometen analysieren: Möglicherweise waren ja Himmelskörper wie Tschurjumow-Gerasimenko vor Milliarden von Jahren Wasserlieferanten für die Erde.

Österreich ist als Mitglied der Esa bei der Rosetta-Mission mit dabei. Das Geld dafür und für ein eigenes Weltraumprogramm kommt über die Forschungsförderungsgesellschaft FFG vom Infrastrukturministerium. Zwei Protagonisten der heimischen F&E-Szene, das Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und das Unternehmen Ruag Space, haben für die Rosetta-Sonde Technologien entwickelt.

Erst vor wenigen Tagen startete die Esa den Satelliten Gaia. Mit seiner Hilfe will man eine Art Inventur der Milchstraße durchführen und dafür rund ein Prozent ihrer Sterne (immer noch rund eine Milliarde) beobachten. Für Gaia sollte das kein Problem sein. Die Sonde soll von der Erde aus eine Ein-Euro-Münze auf dem Mond entdecken können. Experten erwarten sich schon für 2014 erste Ergebnisse.

Auch an Gaia machen Forscher aus Österreich mit: Das Institut für Astrophysik der Uni Wien ist am Gaia-Science-Alert-Programm beteiligt. Dabei geht es um rasche Nachbeobachtung von Ereignissen, die der Satellit unerwartet entdeckt, so etwa Supernovae, Sterneruptionen und Gravitationslinseneffekte.

Kritiker mögen sich fragen, wie viel teure Hochtechnologie noch gebaut wird und ob sich der kostspielige Wissensdrang nach den Ursprüngen des Universums je stillen lassen wird. Eines der aufwändigeren Projekte, das schon einmal gefährdet war, dürfte nun doch finanziert werden: das James Webb Space Telescope. Es soll ab 2018 die Nachfolge des Weltraumteleskops Hubble antreten, das bis heute Erkenntnisse über das Universum liefert.

Das geplante "Superauge" soll mit einem 6,5-Meter-Spiegel neue Dimensionen im Infrarotbereich des Lichts erschließen und nach dem Licht von ersten Sternen und Galaxien nach dem Urknall suchen.

Technologien im All

Die Frage ist nur, ob es dann die für das All beste Technologie sein wird. Das Fachmagazin Scientific American bemerkte dazu kürzlich, dass Teleskope auf der Erde vollkommen unterschiedlich arbeiten wie in der Schwerelosigkeit des Weltraums, man sei aber trotz dieses Wissens bisher nur in der Lage, Teleskope für die Erdbeobachtung zu bauen und sie dann eben ins All zu schießen.

Warum dann nicht gleich eine Alternative entwickeln und diese im Weltraum bauen? Ein 3-D-Drucker, der dazu imstande sein soll, eine flexible Spiegelglasmembran zu entwickeln, wird noch 2014 auf die Internationale Weltraumstation ISS geschickt. (Peter Illetschko, DER STANDARD, 31.12.2013)