Lukas Birks "Kafkanistan" ...

Foto: Lukas Birk

... und eine Arbeit Gregor Sailers aus dem Kapitel "Closed Cities" im Salzburger Museum der Moderne.

Foto: Gregor Sailer

Salzburg - Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verstanden sich Avantgardebewegungen wie Futurismus, Dadaismus oder Surrealismus noch explizit als politische Statements zur Überwindung der bürgerlichen Gesellschaft.

An diese Tradition sollte vor allem in den 1960ern und 1970ern wieder angeknüpft werden. Die aktuelle MdM-Schau Under Pressure. Politik in der zeitgenössischen Fotografie zeigt Beispiele aus jüngster Zeit, die altbekannte Fragen zu Realität, Abbild und der Relevanz von politischem Denken in Geschichte und Gegenwart stellen. Auch um die Rehabilitierung der großen Gefühle geht es, denn Politik - auch emanzipatorisch-utopische - ist nie frei von Emotion.

Kuratorin Katja Mittendorfer-Oppolzer präsentiert in elf Werkserien ausschließlich mit analoger Fototechnik realisierte Arbeiten aus den vergangenen fünf Jahren (Teile der Fotosammlung des Unterrichts- und Kunstministeriums) von Künstlern aus Österreich, Deutschland, Tschechien und Frankreich. Die Abteilung "Spuren der Geschichte" fokussiert die Wahrnehmung historisch markanter Orte und Ereignisse.

Klaus Fritsch untersucht Oswiecim - Auschwitz als Synonym für menschliche Grausamkeit. Die Fallschirmspringerwand im KZ Mauthausen hat die Französin Tatiana Lecomte mit der Kamera "vermessen". Das Kapitel "Closed Cities" zeigt etwa die achtteilige Fotoserie Das Drei-Schluchten-Projekt des Österreichers Markus Krottendorfer: Chinas gigantisches Staudammbauvorhaben als architektonisch-politische Machtmanifestation.

In der Abteilung "Ziviler Ungehorsam" beleuchtet Oliver Ressler die Demos der Globalisierungskritiker und den Polizeieinsatz beim Weltwirtschaftsgipfel 2001 in Salzburg. Die Installation Kafkanistan des Vorarlbergers Lukas Birk dokumentiert das Verhalten von Touristen in den Kriegsgebieten Afghanistans und Pakistans. An die Protestdekade knüpft Heidrun Holzfeind an, die Überlebende der Polizeigewalt bei den mexikanischen Studentendemos 1968 interviewt hat. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 31.12.2013)