Pasta Busata, das "Arme-Leute-Essen" auf Lampedusa.

Foto: Fabian Eder

Bei gutem Wind geht es nordwärts.

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Die einladende Insel Linosa.

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Ein Trawler im Morgengrauen, südlich von Sizilien.

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"Pasta Busata" ist ein einfaches Nudelgericht, das sich den Gegebenheiten der Insel im Winter anpasst. Das Wetter ist schlecht - das heißt, es gibt keinen frischen Fisch, weil die Fischer nicht hinaus fahren können. Also greift man auf konservierten Fisch zurück - gesalzen, getrocknet, eingelegt.

Paola hat uns zu sich eingeladen. In ein kleines Häuschen mitten auf der Insel, umgeben von Kakteen, wildem Fenchel und anderen Kräutern. Vor fast einem Vierteljahrhundert kam die gelernte Meeresbiologin aus Rom hierher. Schön langsam, sagt sie, fühle sie sich als "halbe" Lampedusanerin. Tatsache ist, dass jeder auf der Insel Paola kennt und erfreut lächelt, wenn er ihren Namen hört.

"Arme-Leute-Essen"

Die Nudeln macht sie selbst, nur mit Wasser. Der Teig muss rasten, ehe er in halbfingerdicke Schlangen gerollt und in kleine Stücke geteilt wird. Diese Stücke werden zwischen den Händen zu ungefähr zehn Zentimeter langen Teigwürsten weitergerollt, welche schließlich um ein dünnes Rundholz zu sich kringelnden Nudelstücken geformt werden. Mit Mehl bestäubt müssen sie abermals rasten.

Dann schneidet sie wilden Fenchel und mengt ihn dem Nudelwasser bei. Parmesan ist teuer und rar, er kommt aus dem Norden. Deshalb wird der Käse auf Lampedusa durch Brotkrümel ersetzt, die in ganz wenig Olivenöl angebräunt werden. Für die Sauce nimmt sie Knoblauch, Pinienkerne, Fenchel, Öl und einige ausgelöste Filets von in Salz getrocknetem Fisch. Das "Arme-Leute-Essen" ist eine Delikatesse. Dazu gibt es Orangen-Fenchel Salat und Rotwein aus Sizilien.

Silvester auf Sizilien

Ein ruhiger Morgen lässt die Fischer früh aufbrechen und nach einem letzten Espresso im Cafe Porto brechen auch wir auf. Noch herrscht guter Wind und wir sind viel schneller als erwartet, passieren die Insel Linosa, die satt grün und einladend wirkt. Leider fehlt uns die Zeit für einen Stopp. Mit der hereinbrechenden Finsternis schläft der Wind ein und wir motoren nordwärts. Erst kreuzen wir die Route von Frachtschiffen, später sind wir von Trawlern umgeben. Dann tauchen die Lichter der sizilianischen Küste auf, ein strahlender Morgen lässt uns vergessen, dass es Ende Dezember ist.

Der Geschmack von Lampedusa liegt uns noch auf der Zunge, als sich auf beeindruckende Art die Hügel um Agrigent erheben, grün, satt, lebendig. Weithin sichtbar müssen die griechischen Tempel gewesen sein, als es sonst keine Häuser gab. Aber auch heute entdeckt man sie bereits von See aus. Wir laufen in Porto Empedocle ein, wo wir Silvester verbringen werden. (Fabian Eder, derStandard.at, 30.12.2013)