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Selten nützen internationale Großproduktionen die Attraktivität österreichischer Schauplätze: Tom Cruise kletterte für "Knight and Day" 2009 auf die Dächer von Salzburg, 

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Regisseur David Cronenberg ging für "A Dangerous Method" ins Wiener Cafe Sperl.

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Wien - Am besten lässt sich das Filmprojekt Point Break als Äquivalent eines "Surf 'n' Turf"-Gerichts (Steak und Meerestiere) bezeichnen. In dem geplanten Remake von Kathryn Bigelows Action-Drama (Gefährliche Brandung, 1991) kommen zu jenen Szenen, die das Element Wasser nützen, spektakuläre zeitgenössische Extremsportarten hinzu, für die man ordentliche Höhen benötigt; und zwar nicht nur für Wintersport, sondern etwa auch für Basejumping. Letzteres betreiben jene Lebensmüden, die sich mit sogenannten Wingsuits durch die Lüfte bewegen - als wären sie Vögel.

Point Break, eine 80-Millionen-Dollar-Produktion, wird im Frühjahr 2014 unter anderem auch in Österreich gedreht werden, wie der Standard exklusiv erfahren hat. Rund 20 Drehtage sind von Regisseur Ericson Core (Invincible) in Kärnten und Tirol eingeplant, bis zu drei Millionen dürften dabei in den Bundesländern ausgegeben werden.

Arie Bohrer, Film Commissioner der Location Austria, hat die Serviceproduktion - anders als Koproduktionen sind dies ausfinanzierte Filmprojekte aus dem Ausland - nach Österreich gelotst. Dennoch beklagt er, dass die Politik keine ausreichenden finanziellen Stimuli für ähnliche Projekte gibt. Bei Point Break wäre noch mehr möglich gewesen. Im Fall von George Clooneys Monuments Men, einem NS-Kunstraub-Drama, das größtenteils an österreichischen Schauplätzen spielt und bei der Berlinale Premiere feiern wird, wurde Deutschland als Drehort bevorzugt.

"Wir haben keine Ressourcen, um auf den Filmstandort Österreich entsprechend aufmerksam zu machen", sagt Bohrer. "Das ist leichtsinnig, weil die durchschnittliche Kapitalrendite 1:4 bis 1:6 beträgt. Es gibt einen unmittelbaren volkswirtschaftlichen Effekt, der sofort in die Filmcrews fließt, einen Beschäftigungseffekt sowie einen Fremdenverkehrseffekt." Wird der Film ein Erfolg, lässt er sich zudem noch lange touristisch nutzen - Filmtourismus boomt. "Es ist ja schon peinlich, The Sound of Music in dieser Hinsicht in den Mund zu nehmen", fügt Bohrer hinzu.

In anderen europäischen Ländern ist es längst Realität, Filmproduktionen mittels steuerlicher Anreize zu ködern: In Großbritannien und Irland erhält man 20, 25, in Irland mittlerweile schon 32 Prozent als nicht rückzahlbares Darlehen zur Verfügung gestellt, wenn man in den jeweiligen Ländern dreht. Osteuropäische Staaten, Rumänien, Bulgarien und Ungarn, bieten zusätzlich infrastrukturelle Anreize, etwa durch Studioeinrichtungen, die auf dem letzten technischen Stand sind. Deutschland, Italien und Frankreich gewähren hohe finanzielle Zuschüsse.

Dies sei ein Teil der Filmwirtschaft, den man als Milchmädchenrechnung bezeichnen könne, so Bohrer: "Eine Milliarde Dollar sucht jedes Jahr einen Platz und will ausgegeben werden. Das haben alle Länder außer der Schweiz und Österreich erkannt." Dass Österreich gegenüber seiner nachbarschaftlichen Konkurrenz kaum mehr aufholen kann, lässt der lang gediente Film Commissioner nicht gelten.

Rosenhügel nicht zeitgemäß

Auch den bevorstehenden Verkauf der Rosenhügel-Studios sieht Bohrer ganz pragmatisch - anders als der Regisseur und Präsident der Österreichischen Akademie des Films, Stefan Ruzowitzky, der in diesem Zusammenhang unlängst von einer "Zerbröselung der heimischen Filminfrastruktur" sprach.

Studios gelten zwar emotional als Flaggschiff, doch die Rosenhügel-Studios sind nicht mehr zeitgemäß - es bräuchte einen Neubau. "Doch ein Studio wäre mit der heimischen Industrie nicht ausgelastet", sagt Bohrer, "selbst ein Studio mit ausländischen Produktionen hätte nur eventuell Chancen. Wer diese Möglichkeiten braucht, geht in Nachbarländer wie Deutschland und Ungarn." Internationale Produzenten schätzen Österreich jedoch nicht zuletzt aufgrund einer Fünfstern-Hotel-Infrastruktur, die die anderen nicht bieten können.

Zusätzliche Investition

Im neuen Regierungsprogramm findet sich allerdings kein Wort über Steueranreize für Serviceproduktionen, nur die gesetzliche Festschreibung der Filmförderinitiative "Filmstandort Österreich" (Fisa), für die man einen österreichischen Koproduzenten benötigt, wird darin festgehalten. "Wir wollen den österreichischen Produzenten keinen Groschen wegnehmen," sagt Bohrer. Man müsste dies zusätzlich, etwa als Anhängsel von Fisa, investieren: "Drei bis vier Millionen wären ausreichend."

Bohrers bevorzugtes Modell ist eines, bei dem ein österreichischer Serviceproduzent die Grundbedingung wäre. Die Produktion müsste zudem bereits ausfinanziert sein. Österreich bliebe ein Ausgabeneffekt, der sich nicht zuletzt auch auf die heimische Branche belebend auswirken würde. Und der viel sicherer wäre als ein Sprung mit dem Wingsuit. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 30.12.2013)