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Der Bank Monte dei Paschi stehen schwere Schritte bevor. Bankchef Alessandro Profumo denkt über einen Rücktritt nach, der Stiftung fehlt Geld für die Kapitalerhöhung.

Foto: Reuters/Alessandro Bianchi

Mailand - Italiens drittgrößte Bank, Monte dei Paschi di Siena (MPS), befindet sich erneut in Schwierigkeiten. Denn die gleichnamige Stiftung MPS, mit 33,5 Prozent größter Aktionär bei der weltweit ältesten Bank, hat bei der Hauptversammlung am Samstag gegen die zu Jahresbeginn 2014 geplante Kapitalerhöhung von drei Milliarden Euro gestimmt. Die Kapitaloperation soll zwar stattfinden, doch erst zur Jahresmitte. Der Verzug bedeutet, dass MPS nicht nur mehr Zinsen, angeblich 120 Millionen Euro, für die vier Milliarden Euro Staatshilfe zahlen muss. Auch das internationale Bankenkonsortium unter Führung der Schweizer UBS wird eine saftige Strafe fordern. Denn das Konsortium hatte seine Zusage zum Mitziehen bei der Kapitalerhöhung daran gebunden, dass der Finanzdeal bis Ende Jänner abgeschlossen werde.

Die Stiftung, flankiert von anderen Aktionären, begründete ihre Entscheidung mit der Gefahr, dass ausländische Banken das Traditionshaus aus Siena übernehmen könnten. Bankpräsident Alessandro Profumo hatte angeblich mit ausländischen Finanzinvestoren wegen einer Beteiligung bei MPS verhandelt. Nun steht Profumo vor einem Scherbenhaufen. Durch den Aufschub der Kapitalerhöhung sei die Zukunft der Bank unsicherer denn je. Er werde bei der Verwaltungsratsitzung Mitte Jänner eine Entscheidung über seinen Rücktritt treffen, erklärte er am Wochenende. Der Mailänder Wirtschaftsprofessor und Bankexperte Marco Vitale schließt eine Verstaatlichung der Bank nicht mehr aus. Er bezeichnet den Aufschub der Kapitalerhöhung als "unverständlichen Egoismus" der Stiftung, die nicht das Wohl der Bank und ihrer Kunden, sondern nur ihre eigene Rettung im Sinne habe.

Finanzielle Mittel fehlen

Tatsächlich ist die Stiftung mit 350 Millionen Euro verschuldet. Sie hat derzeit nicht die Mittel, um an der Kapitalerhöhung mitzumachen. MPS-Präsidentin Antonella Masi hofft, dass durch den Verkauf von Assets bis Jahresmitte mehr Mittel zur Verfügung stehen. Offensichtlich will die Stiftung bei MPS weiterhin das Sagen haben.

Der Mailänder Nationalökonom Tito Boeri kritisiert nicht nur die Entscheidung der Stiftung, sondern bringt das Thema zur Diskussion, inwieweit es sinnvoll sei, dass Bankstiftungen die relative Mehrheit bei den Kreditinstituten halten. Andere Bankstiftungen wie etwa Cariverona bei UniCredit haben in den vergangenen Jahren ihre Beteiligung verringert.

"Die finanziellen Schwierigkeiten der Stiftung zählen nicht zu den Prioritäten der Bank", hat Bankpräsident Profumo kürzlich kritisiert. Seit gut zwei Jahren versucht das MPS-Management die in finanzielle Schwierigkeiten geratene Bank aus Siena zu sanieren. Die EU hat kürzlich den Sanierungsplan abgesegnet. MPS geriet infolge der äußerst kostspieligen Übernahme von Banco Antonveneto (2008) in die Schieflage.

Durch riskante Geschäfte mit Derivaten versuchte das inzwischen geschasste Bankmanagement die wenig orthodoxe Finanzierung zu vertuschen. Die ehemaligen Bankmanager und der Ex-stiftungspräsident und spätere Bankenpräsident Giuseppe Mussari stehen im Verdacht von Schmiergeldaffären, Bilanzfälschung und Irreführung der Aufsichtsbehörden - es gilt die Unschuldsvermutung.

Die Regierung hat MPS mittels der Tremonti-Bonds eine Finanzhilfe von vier Milliarden Euro gewährt. 70 Prozent der Mittel müssen bis Ende 2014 zurückgezahlt werden. Darüber wacht die EU mit Argusaugen. Die Kapitalerhöhung sollte die Rückzahlung beschleunigen. Eine Kapitalerhöhung zu Jahresmitte könnte aber auch Schiffbruch erleiden. Denn mehrere Banken planen infolge der EZB-Stresstests in den nächsten Monaten, ihr Kapital zu erhöhen. Damit könnte es für MPS am Finanzmarkt eng werden. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, 30.12.2013)