Sölden/Innsbruck - Nach den massiven Schneefällen im Westen warnen Experten auch für die kommenden Tage vor einer erheblichen Lawinengefahr. Im Tiroler Sölden wurde am Freitagvormittag ein Skifahrer im freien Gelände von einer kleinräumigen Lawine verschüttet. Er konnte unverletzt geborgen werden. Aufgrund der anhaltenden Gefahr musste der Sportler mit einem Rettungshubschrauber ausgeflogen werden, teilte die Bergrettung Sölden dem STANDARD mit. Auch die Alpinpolizei war im Einsatz.

Schneedecke störanfällig

In Vorarlberg und Tirol haben die Lawinenwarndienste das allgemeine Gefahrenpotenzial von Stufe 2 ("mäßig") auf 3 ("erheblich") der fünfteiligen Skala erhöht. Die Schneedecke sei nach dem Föhnsturm und den Neuschneemengen störanfällig. Bei sonnigem Skifahrerwetter am Freitag wurden unerfahrene Wintersportler davor gewarnt, gesicherte Pisten zu verlassen. Auch in den Hohen Tauern in Salzburg und in weiten Teilen Kärntens gilt erhebliche Lawinengefahr. In den Karnischen Alpen, den Karawanken, den westlichen Gailtaler Alpen und der Kreuzeckgruppe galt am Freitag über 1500 Meter große Lawinengefahr (Stufe 4).

Ein 53-jähriger Deutscher wurde schon am Donnerstagnachmittag im Montafon zweimal von verschiedenen Lawinen verschüttet. Beim ersten Abgang im Gemeindegebiet von Gaschurn wurde er etwa 150 Meter weit mitgerissen und bis zum Hals verschüttet. Er konnte sich mit einer Lawinenschaufel aber selbst befreien. Beim zweiten Lawinenabgang nur wenig später wurde er 200 Meter mitgerissen und bis zur Hüfte verschüttet.

Er konnte unverletzt von Bergrettern ausgegraben werden. Die Bergretter hatten schon das erste Unglück beobachtet - und den Wintersportler vor der Weiterfahrt mit einem Ski in eine steile Rinne durch Zurufe gewarnt. Der Tourengeher war allein unterwegs und über das Bieltal in Richtung Radsattel aufgestiegen, um eines dort verstorbenen Bekannten zu gedenken.

Leitungsschäden durch umgestürzte Bäume

In Osttirol waren Samstagfrüh noch 600 Haushalte in ohne Strom. Am Freitag waren es noch bis zu 3300 Haushalte gewesen. Nach Angaben der Tinetz AG waren durch die Schneelast oder Sturm umgestürzte Bäume für Leitungsschäden verantwortlich. Wegen Straßensperren und Betretungsverboten durch die Lawinenkommission konnten die Instandsetzungsarbeiten erst nach und nach durchgeführt werden, im Lesachtal wartete man auf die Freigabe durch die Behörden.

In Italien sorgte ein Lawinenabgang für ein Todesopfer. Ein 24-jähriger Franzose wurde in Bardonecchia im Piemont von einer Lawine verschüttet. Er wurde ins Spital gebracht, konnte aber nicht mehr gerettet werden. Gegen die Brüder des Todesopfers wurden Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung aufgenommen. Sie sollen mit unvorsichtigem Verhalten die Lawine ausgelöst haben. (David Krutzler, DER STANDARD, 28./29.12.2013)