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Unser Wissenschaftsbild des Jahres: der Saturn und seine Ringe - sowie als ganz kleiner Punkt rechts unter dem Planeten: die Erde.

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Die Virologin Deborah Persaud entdeckte 2013, dass HIV-infizierte Babys nach der Geburt geheilt werden können.

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"Überhaupt hat der Fortschritt das an sich, dass er viel größer ausschaut, als er wirklich ist", schrieb Nestroy Mitte des 19. Jahrhunderts und warnte hellsichtig davor, die Neuerungen zumal in der Wissenschaft zu überschätzen. Auch wenn der wissenschaftlich-technische Fortschritt gut 150 Jahre später mehr denn je unser Leben prägt, so fällt es angesichts der ganzen PR-Maschinerie, die längst auch die Forschung begleitet, nicht ganz leicht, die wichtigen Durchbrüche des Jahres von den weniger wichtigen zu unterscheiden.

Was also hat die Welt der Wissenschaft im Jahr 2013 tatsächlich (weiter)gebracht? Und wer waren die Personen, die in der Forschung – oder für sie – Großes geleistet haben? Das britische Wissenschaftsmagazin Nature hat in seinem Jahresrückblick Antworten auf die zweite Frage gesucht und zehn Menschen und ihre herausragenden Leistungen porträtiert.

Die Hälfte davon stammt aus den Biowissenschaften, gleich zwei davon sind Virologinnen: Deborah Persaud vom Johns Hopkins Children's Center in Baltimore (US-Staat Maryland) fand erstmals konkrete Hinweise darauf, dass HIV-infizierte Babys mit einer hohen Gabe von Medikamenten direkt nach der Geburt geheilt werden können.

Verhinderung einer Epidemie

Ihre chinesische Kollegin Hualan Chen war wiederum maßgeblich daran beteiligt, einen gefährlichen Vogelgrippe-Ausbruch einzudämmen. Chen und ihrem Team gelang es, die Quellen einer neuen Infektionswelle zu lokalisieren, sodass die Zahl der Neuinfektionen schnell zurückging.

Dass in den USA keine Patente mehr auf menschliche Gene erteilt werden dürften, geht wiederum auf Tania Simoncelli zurück: Sie half, dass es zu einem Verfahren rund um das US-Unternehmen Myraid Genetics kam, das ein Patent auf zwei isolierte Brustkrebs-Gene für einen teuren Gentest exklusiv nützte. Im Juni verbot der Oberste Gerichtshofs in Washington diese Praxis.

Unter die zehn Forscher des Jahres schaffte es auch der russische Wissenschafter Viktor Grochowski. Er machte nach dem größten Einschlag eines Meteoriten auf die Erde seit rund 100 Jahren Jagd auf Überreste des Objekts. Den größten Brocken mit 570 Kilogramm fand er am Boden eines Sees nahe der Stadt Tscheljabinsk. Den bisher erdähnlichsten Exoplaneten wiederum entdeckte der 71-jährige emeritierte Astronom Michel Mayor von der Universität Genf. Kepler 78b kommt der Erde in Dichte und Größe am nächsten, ist aber von einer exakten Kopie weit entfernt.

Im US-Wissenschaftsmagazin Science wählte man etwas überraschend den Fortschritt bei der lange umstrittenen Krebs-Immuntherapie zum wissenschaftlichen Durchbruch des zu Ende gehenden Jahres. Bei dieser Therapie geht es nicht um die direkte Bekämpfung des Tumors, sondern um besondere Aktivierungen des Immunsystems.

Dahinter folgten neun nicht weiter gereihte Entdeckungen, die für Aufsehen nicht nur in der Wissenschaftswelt sorgten. Eine davon war die Erkenntnis, dass sich das Gehirn im Schlaf durch eine Art Spülung selbst reinigt und repariert. Besondere Erwähnung fand aber auch die Züchtung von sogenannten Organoiden wie den "Mini-Gehirnen", die Forschern um Jürgen Knoblich in Wien gelang. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 24.12.2013)