Der US-Geheimdienstaufdecker Edward Snowden würde ein brasilianisches Asylangebot nicht annehmen, wenn er dafür brisante Informationen weitergeben müsste. "Wenn die brasilianische Regierung die Menschenrechte verteidigen will, wäre es eine Ehre für mich, daran mitzuwirken", sagte Snowden am Sonntag in einer Sendung des Kanals Globo. Er werde aber "niemals Informationen gegen Asyl tauschen".

Offener Brief

Die brasilianische Zeitung "Folha de São Paulo" hatte am Dienstag einen anscheinend von Snowden verfassten "offenen Brief an das brasilianische Volk" abgedruckt, in dem er seine Bereitschaft zur Mithilfe bei den Ermittlungen des Senats kundtat. Die US-Regierung werde sich aber "weiter dagegen stemmen, dass ich rede, bis mir ein Land dauerhaft politisches Asyl gewährt", erklärte Snowden darin.

Brasilien wird in dem Brief zwar nicht ausdrücklich als Zielland des Computerspezialisten identifiziert, der "Folha de Sao Paulo" zufolge besteht daran aber kein Zweifel. Die Zeitung beruft sich auf Aussagen des US-Journalisten Glenn Greenwald, der Snowden seit Monaten behilflich ist bei den Enthüllungen zur weltweiten Überwachung der Telefon- und Internetkommunikation durch US-Geheimdienste und deren Verbündete. Greenwald gab umfangreiches Material dazu an brasilianische Medien weiter und lebt selbst mit seinem Partner in Brasilien.

Brasilianische Staatschefin bespitzelt

Snowden wird von der US-Justiz per Haftbefehl gesucht und bekam Anfang August für ein Jahr Asyl in Russland gewährt. Nach seiner Darstellung forschte der US-Geheimdienst NSA nicht nur die Kommunikationsdaten von hunderten Millionen Privatpersonen aus, sondern bespitzelte auch Spitzenpolitiker verbündeter Staaten. Darunter soll auch die brasilianische Staatschefin Dilma Rousseff gewesen sein, die nach Enthüllung der Spionageaktivitäten vor der UNO die staatliche Überwachung kritisierte und einen geplanten Besuch in Washington absagte. Snowden lobte in seinem Brief die Reaktion Brasiliens auf die NSA-Affäre. (APA, 23.12.2013)