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Maria Aljochina ist seit heute frei. Sie sprach in der Nähe des Bahnhofs von Nischni Nowgorodsie nach ihrer Entlassung mit Journalisten. An ihrer Seite ihr Anwalt Pyotr Zaikin.

Foto: REUTERS/Sergei Karpukhin

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Nadeschda Tolokonnikowa, im Bild rechts, wurde gemeinsam mit Aljochina inhaftiert. Sie wurde ebenfalls heute freigelassen.

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Nadeschda Tolokonnikowa kurz nach ihrer Freilassung.

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Moskau - Nach Michail Chodorkowski hat die russische Justiz am heutigen Montag auch die beiden Mitglieder der kremlkritischen Punk-Band Pussy Riot, Maria Aljochina und Nadeschda Tolokonnikowa, freigelassen worden. Anders als Chodorkowski schlugen die Musikerinnen aber keine sanften Töne an. Aljochina sagte, sie hätte die Amnestie am liebsten abgelehnt. Tolokonnikowa bezeichnete Russland als "Strafkolonie".

Aljochina und Tolokonnikowa hatten im Jahr 2012 mit ihrer Band in einer Kirche ein Protestlied gegen Präsident Wladimir Putin gesungen und wurden wegen Rowdytums aus religiösem Hass zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Sie hätten im März 2014 entlassen werden sollen. Allerdings verabschiedete das Parlament in Moskau vergangene Woche ein Amnestiegesetz, unter das die Musikerinnen fielen. Die 25-jährige Aljochina bezeichnete ihre Freilassung als PR-Gag von Präsident Wladimir Putin vor den Olympischen Spielen in Sotschi im Februar.

Aljochina hätte auf Freilassung verzichtet

"Ich glaube nicht, dass es ein humanitärer Akt ist", sagte die in eine dicke grüne Gefängnisjacke gehüllte Aljochina zu ihrer Freilassung. Aus Solidarität mit denen, die noch in den Gefängnissen säßen, hätte sie auf ihre Freilassung auch verzichtet, wenn es möglich gewesen wäre. "Aber das Gefängnis hat eine Weisung erhalten, deshalb bin ich hierher gebracht worden." Künftig wolle sie sich für die Rechte von Häftlingen und für die Einhaltung von Menschenrechten einsetzen, kündigte die 25-Jährige an: "Glauben Sie mir, ich habe vor nichts mehr Angst."

Tolokonnikowa rief bei ihrer Freilassung "Russland ohne Putin". "Russland wurde nach dem Vorbild einer Strafkolonie errichtet", kritisierte sie. Ihr Ehemann Pjotr Wersilow hatte vor dem sibirischen Gefängnis auf die Freilassung seiner Frau gewartet. Ein drittes Mitglied der Gruppe, Jekaterina Samutsewitsch, war bereits im vergangenen Jahr freigekommen.

Alechina saß in Nischni Nowgorod rund 450 Kilometer östlich von Moskau im Gefängnis, die 24-jährige Tolokonnikowa war erst kürzlich in ein Straflager im 4400 Kilometer von Moskau entfernten Krasnojarsk in Ostsibirien verlegt worden.

Imagepflege vor Olympischen Spielen

Experten sehen die Amnestie zum 20. Jahrestag der russischen Verfassung als Versuch Putins, vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi Kritiker im Westen zu besänftigen. Es wird erwartet, dass die Amnestie auch verhindert, dass sich rund 30 wegen Rowdytums angeklagte Greenpeace-Aktivisten vor Gericht verantworten müssen. Sie hatten gegen Ölbohrungen in der Arktis demonstriert und sind gegen Kaution auf freiem Fuß. Menschenrechtlern zufolge dürften durch die Amnestie rund 1500 Häftlinge freikommen. Insgesamt sitzen fast 700.000 Russen in Gefängnissen.

Parallel zur Amnestie des Parlaments hatte Putin am Freitag den Regierungskritiker Chodorkowski begnadigt, der sich inzwischen in Deutschland aufhält. Der 50-Jährige hatte am Sonntag angekündigt, er werde nicht in die Politik gehen, sondern sich für die Freilassung politischer Gefangener einsetzen. Anders als die beiden Pussy-Riot-Musikerinnen hatte der frühere Eigner des Ölkonzerns Yukos, der zehn Jahre eingesperrt war, ein Gnadengesuch bei Putin eingereicht.

Chodorkowski war auf Vermittlung des früheren deutschen Außenministers Hans-Dietrich Genscher freigekommen. Dieser betonte am Montag im Radiosender HR-Info, Putin habe keine Bedingungen gestellt. Chodorkowski habe aus eigener Verantwortung bei seiner Pressekonferenz in Berlin Zurückhaltung gezeigt und deutlich gemacht, dass er alles tun wolle, damit die noch Inhaftierten auch ihre Freiheit erhalten könnten. Genscher berichtete, dass er in dem Fall zwei Mal von Putin empfangen worden sei. Chodorkowskis Anwälte hätten sich im Mai 2011 mit der Bitte um Hilfe an ihn gewandt, berichtete Genscher. (APA, 23.12.2013)