Nun sind also schon drei ÖVP-regierte Bundesländer empfindlich verschnupft. Nach den Steirern folgten am Wochenende der Salzburger und der Tiroler Landeshauptmann. Alle kommen sie plötzlich darauf, dass "ihre" Abgeordneten im Parlament nicht notwendigerweise mit der ÖVP-Klublinie stimmen müssen. Michael Spindelegger sollte den Subtext zu den etwas verschwurbelt formulierten Bekenntnissen der Herren Amon, Haslauer und Platter zu lesen wissen: Das ist eine handfeste Drohung.

Ein kleines Muskelspiel da und dort muss zwar noch nicht bedeuten, dass die noch junge Neuauflage der alten rot-schwarzen Koalition gleich gefährdet ist. Wenn einem ÖVP-Chef in der Vergangenheit Ungemach drohte, ging dies häufig vom Osten des Landes, etwa vom schwarzen Regionalherrscher an der Traisen, aus. Und der, so hört man, fühlt sich von Spindeleggers Personalpolitik gut bedient - ebenso wie sein oberösterreichisches Pendant.

Aber eben diese gute Bedienung ärgert die selbstbewussten VP-Landesorganisationen im Westen maßlos. Und man erinnere sich: Koalitionen bestehen, Parteichefs kommen und gehen - auch das hat man in den vielen Jahrzehnten rot-schwarzer Zusammenarbeit schon mehrfach gespielt.

Das Regieren und Parteiführen wird für Michael Spindelegger jedenfalls nicht leichter. Der "Leader", als der er sich selbst gerne bezeichnet, sollte aufpassen, dass ihn seine eigenen Leute nicht vorführen. (Petra Stuiber, DER STANDARD, 23.12.2013)