Keine Schönheit und dennoch Fotomodell.

Foto: Dietmar Walser

Hohenems - Fotobände über Häuser zeigen in der Regel Prachtbauten. Die beiden Hohenemser Dietmar Walser und Burghart Häfele, der eine Fotograf, der andere Polizist und Ethnologiestudent, sammelten für ihr Buch Häuser und Passanten (Bucher-Verlag) unscheinbare Bauten. Solche, die niemand sieht oder sehen will, die aber viel erzählen könnten. Wie das Haus Bahnhofstraße 16a (siehe Bild).

Es steht für Hohenemser Migrationsgeschichte. 1949 bauten es Stinatzer Handwerker für die Familie Grandits, die dort immer noch wohnt. Das Ladenlokal war einmal eine Metzgerei, dann ein türkisches Geschäft, jetzt ist dort ein Tattoo-Shop. Dessen Betreiber findet das mit der Metzgerei "vom Prinzip her witzig", wie im Fotobuch nachzulesen ist.

Jedes der - zum Teil baufälligen - Objekte hat eine Geschichte. Manche wissen Passanten zu erzählen, andere wirken so unscheinbar, dass sie von Vorübergehenden gar nicht bemerkt werden. "Das Haus ist mir noch nie aufgefallen", sagt eine Passantin über das frühere Jüdische Armenhaus.

Im Vorwort zum Bildband denkt die Schriftstellerin Monika Helfer über die Seele der Häuser nach und über Besitzer, die alte Häuser aus Spekulationsgründen "niederwohnen" lassen. (jub, DER STANDARD, 21.12.2013)