Der "Austria Game Jam" findet vom 24. bis 26. Jänner statt.

Foto: Game Jam Austria

Immer stärker gehören Videospiele zum Alltag. Sei es das schnelle Zocken zwischendurch am Smartphone oder das intensive Eintauchen in komplexe Welten auf PC und Konsole. Wie aber kommt man von der Idee zum fertigen Game? Einen Einblick bietet etwa der "Austria Game Jam", der Ende Jänner zum fünften Mal in Wien stattfindet. Die APA sprach mit Mitorganisator Jürgen Musil über das Entwicklertreffen.

Frage: Wie ist der "Austria Game Jam" entstanden?

Musil: Der "Global Game Jam" ist ein weltweiter Event, der viele Tausend Entwickler anzieht und mehr als 2.000 Games an einem Wochenende entstehen lässt. Es ist auch ein sehr großer Innovationsantrieb, weil es einige dieser Games zur Kommerzialisierung schaffen. Wir haben 2010 als kleine Bewegung mit 15 Teilnehmern angefangen, heuer waren es bereits über 50. Uns hilft auch die Zusammensetzung der österreichischen Spieleindustrie, die großteils aus kleinen und mittleren Studios besteht. Daher kommt sehr viel Dynamik rein.

Frage: Wie kann man sich den Ablauf eines Jams vorstellen?

Musil: Es ist als kollaborativer Event gedacht und nicht als Competition. Gemeinsam sollen möglichst viele gute Game-Konzepte entwickelt werden, wobei man sich was Technik und Skills betrifft untereinander austauscht. Grundsätzlich wird ein sehr abstrakt gehaltenes Thema vorgegeben, beim letzten Jam war das beispielsweise der Sound eines Herzschlags. Nach einer Konzeptphase werden die vielversprechendsten Ideen ausgewählt und Gruppen gebildet. Am Ende sollen konkrete, spiel- und downloadbare Prototypen rauskommen. Über die Jahre hat auch die Verarbeitungsqualität konstant zugenommen.

Frage: Wie ist das zu erklären?

Musil: Am Anfang war es deutlich programmierlastiger. Dieser Anteil geht jetzt aber zurück, weil wir mehr Artists und Designer gewinnen. Schließlich entsteht ein Game aufgrund seiner Multidisziplinarität meistens durch die Beträge von mehreren Mitgliedern. Abstrakte Programmieraufgabenstellungen sind aber immer noch bis zu einem gewissen Grad notwendig.

Frage: Wie sehen Sie die Ausbildungssituation für Game-Entwickler in Österreich? Gibt es Aufholbedarf?

Musil: Es gibt ein sehr gutes, vielschichtiges Angebot, das auch regional sehr gut verteilt ist. Sowohl bei Fachhochschulen als auch Universitäten ist in entsprechenden Programmen Platz für Games. Ich glaube eher, dass Schüler und Studenten sich dessen zu wenig bewusst sind. Gerade Informatikstudenten interessieren sich oft für Spiele, wissen aber nicht, was sie genau machen sollen oder wie sie Kontakt knüpfen können. Eine gute Anlaufstelle ist etwa die "Game City" in Wien, aber auch von institutioneller Seite wird hier etwas gemacht, beispielsweise durch die BuPP (Bundesstelle für die Positivprädikatisierung von Computer- und Konsolenspielen, Anm.). Insgesamt hat es eine konstante Vergrößerung der Community gegeben, im Entwicklerbereich, aber auch beim öffentlichen Interesse.

Frage: Stichwort öffentliches Interesse: Wie schätzen Sie die Entwicklung bei den Konsumenten ein?

Musil: Es ist unglaublich. Wenn Sie heute in der U-Bahn stehen und auf die Bildschirme der Leute schauen, werden von so vielen Spiele konsumiert, von denen man sich das nie gedacht hätte. Dadurch breitet sich das Medium einfach aus und bekommt mehr Akzeptanz - von der merkwürdigen Nische, die von ein paar Hackern in einem dunklen Keller gemacht wird, zu einem sichtbaren Medium.

Frage: Gibt es aus Ihrer Sicht genug Fördermittel für diesen Bereich der Creative Industries?

Musil: Genug Förderungen wird es nie geben, aber es gibt ein sehr breites und aktives Förderspektrum auf mehreren Ebenen. Im Moment ist auch die Szene absolut dynamisch und lebhaft. Was teilweise fehlt, ist Venture Capital des privaten Sektors. Länder und Bund können nur bis zu einem gewissen Grad Incentives setzen. Aber wirklich angepackt muss es von der Wirtschaft werden, auf allen Ebenen. (APA, 6.1.2013)