Martina Dähne (Mrs. Cheveley) und Antony Connor (Sir Robert Chiltern).

Foto: Tobias Kreft

Salzburg - Um politische Intrigen geht es bereits dem Dandy Oscar Wilde, aus der Korruption beim Suezkanalbau wird in der Fassung von Elfriede Jelinek ein "Hyper-Alpenkanal". Zur Verwirklichung des Plans erpresst Mrs. Cheveley (Martina Dähne) den erfolgreichen Politiker Sir Robert Chiltern (Antony Connor) mit einem Brief. Seinen Reichtum und Aufstieg zur Macht verdankt er nämlich einem Insidergeschäft zu Beginn der Karriere.

Sätze in Der ideale Mann wie "Ich muss nächsten Winter auch mal nach Wien. Brauche dringend Nachhilfeunterricht im Kränken von Menschen" beweisen es ebenso wie das Bühnenbild mit gemalter Alpenkulisse: Gemeint ist Österreich. Bei Waldhornklängen zwischen den einzelnen Akten denkt man an die Jagdausflüge des Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly. Oder an andere Politskandale der vergangenen Jahre - von Karl-Heinz Grasser bis zur Hypo Alpe Adria.

Der Salzburger Chiltern braucht aber keine Föhnfrisur, dafür trägt er einen Slip mit Union-Jack-Motiv. Die eindeutigen sexuellen Zweideutigkeiten im Text bringen das andere große Thema, die Liebe, ins Spiel. Dabei machen sich die Herren der Schöpfung zum Affen. Ganz gut passt der Sager, dass die Männer mit einem Übermaß an Verstand gesegnet seien, bloß: Warum benützen sie diesen nie? Viel lieber wollen sie kämpfen, und dann ziehen sich die Akteure eben bis auf die Unterhosen aus. Da serviert der Diener die Boxhandschuhe auf dem Tablett. In der nicht besonders textlastigen Rolle brilliert Simon Ahlborn mit akrobatischen Slapstickeinlagen.

Chilterns bester Freund, Lord Arthur Goring (Martin Brunnemann), ist ein heiratsunwilliger Müßiggänger, der am Ende doch noch den Weg in die Ehe mit Miss Mabel Chiltern (Katharina Pizzera) findet. Davor macht er ihr einen Antrag in Form des alten Four-Seasons-Haderns Can't Take My Eyes Off Of You.

Im Finalspektakel kommt ein weiterer Herzschmerzsong zum ironisch bilanzierenden Einsatz: Chris Isaaks Wicked Game in der Version von Gemma Hayes. Der Politskandal ist da schon vergessen, in diesem Punkt hätte die Inszenierung von Maya Funke ein bisserl bissiger sein dürfen. Dennoch: ein gelungener, weil unterhaltsamer Abend mit einem feinen Ensemble. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 18.12.2013)