Berlin - Mit Laserstrahlen wollen Berliner Mediziner Wachkoma-Patienten zu mehr Bewusstsein verhelfen. Eine erste Studie dazu, bei der Patienten durch die Hirnschale hindurch mit einem Nah-Infrarotlaser stimuliert wurden, stellt das Team um Stefan Hesse von der Medical Park Klinik in Berlin auf einem Kongress für Neurorehabilitation (12.-14.12.) vor. "Es ist ein Hoffnungsschimmer", sage Hesse.

Es gehe jedoch um eine Zustandsverbesserung, nicht um Heilung. Bei den meisten Patienten seien längere Wachheitsphasen und mehr Augenkontakt verzeichnet worden, berichten die Forscher. An der maximalen Pflegebedürftigkeit und Immobilität der Menschen ändere die Laserstimulation jedoch nichts, betont Hesse. Bei Wachkoma-Patienten sind die Hirnstamm-Reflexe noch intakt, sie haben die Augen geöffnet sowie einen Schlaf- und Wachrhythmus. In Wachphasen können manche einfachen Anweisungen folgen: die Zunge rausstrecken, Hand oder Augen bewegen. Dieser Grad des Bewusstseins wird dann auf Skalen festgehalten.

Möglichkeit zur Kommunikation

Das Nah-Infrarotlaser-Verfahren wurde in den USA bereits mit Erfolg an Schlaganfallpatienten erprobt. Das gebündelte Licht dringt dabei durch die Hirnschale und regt die Energieproduktion der Nervenzellen im Stirnhirn an, das für die Bewusstseinsbildung wichtig ist. In Berlin wurden die Patienten über vier bis sechs Wochen hinweg täglich für zehn Minuten bestrahlt.

"Das Verfahren ist noch in den Anfängen, aber sehr interessant", sagte der Neurologe Manfred Holzgraefe von der Asklepios-Klinik für Neurologische Rehabilitation in Seesen. Es gebe den Betroffenen und auch den Angehörigen die wichtige Möglichkeit zurück, miteinander - in geringem Ausmaß - zu kommunizieren. Gegebenenfalls könne ein Patient so sogar Aussagen darüber machen, "wie es mit ihm weitergehen soll".

"Wir wissen heute, dass es nach schweren Schädel-Hirn-Traumata nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch viele Grautöne gibt", sagte Hesse. An diesen Grautönen setze er an. Als nächstes soll - zur Prüfung, ob es tatsächlich einen Effekt gibt - eine Studie folgen, bei der Ärzte und Angehörige nicht wissen, ob der Laser tatsächlich angestellt wurde.

"Spannend wird es, wenn wir das Verfahren irgendwann in der Früh-Reha einsetzen können", sagte Hesse. Dann seien die Genesungsaussichten höher. (APA/red, derStandard.at, 13.12.2013)