Dunkle Fließspuren, wie hier im Palikir-Krater, entstehen jedes Mars-Frühjahr und verschwinden wieder im Winter. Wissenschafter sehen darin einen Beleg für flüssiges Wasser.

Foto: NASA/JPL/University of Arizona

"Selbstporträt" des NASA-Rovers "Curiosity". Messungen der Strahlungsbelastung durch den Radiation Assessment Detector (RAD) während des Fluges zum Mars und auf dessen Oberfläche ergaben nun einen Wert von 0,98 Sievert. Dies liegt nur knapp über der Gesamtbelastung, der Astronauten in ihrer gesamten Laufbahn ausgesetzt sein dürfen.

Foto: NASA/JPL/Caltech

Zahlreiche nationale wie private Projekte verfolgen mehr oder weniger engagiert das nächste große Ziel in der bemannten Raumfahrt: eine Landung auf dem Mars. Auf der technischen Seite dürften der Realisierung dieses gewaltigen Vorhabens mittlerweile keine unüberwindbaren Hürden mehr im Wege stehen. Probleme sehen die Experten vielmehr beim Faktor Mensch. Wie werden Astronauten die monatelange Reise durch das lebensfeindliche All und den Aufenthalt auf der ungemütlichen Marsoberfläche überstehen? Wie könnte die Versorgung mit Wasser, Nahrung und Luft aussehen?

Zwei aktuelle Studien liefern nun Ergebnisse, die in diesem Zusammenhang Grund zum Optimismus geben: Aufnahmen der NASA-Sonde "Mars Reconaissance Orbiter" zeigen Spuren von flüssigem Wasser in einer Region, die für mögliche Landeplätze künftiger bemannter Missionen in Frage kommt. Und aktuelle Daten des Rovers "Curiosity" belegen, dass die Strahlenbelastung auf dem Roten Planeten für Menschen durchaus akzeptabel wäre.

Flüssiges Wasser in der Äquatorregion

Die Auswertung von aktuellen und älteren Bildern des "Mars Reconaissance Orbiters" durch ein internationales Wissenschafterteam lieferten eine kleine Sensation in der Marsforschung: In Canyons von "Vallis Marineris" am Äquator des Roten Planeten wurden Fließspuren entdeckt, die im Frühling erscheinen, während dem Mars-Sommer wachsen und im Winter wieder verschwinden. Sie kommen in jedem Jahr an den gleichen Orten vor. Beobachtet wurden sie mit dem "High Resolution Imaging Science Experiment" (HiRISE) der Sonde das erste Mal vor rund vier Jahren in südlichen Breitengraden – und sie werden als Beleg dafür gesehen, dass auf der Mars-Oberfläche flüssiges Wasser existiert.

Während das Vorhandensein von Wasser zukünftige Marsbesuche erheblich erleichtern würde, könnte die harte Strahlung auf dem roten Planeten ein Problem für Astronauten darstellen, so die bisherigen Annahmen. Daten, die der NASA-Marsrover "Curiosity" seit der Landung am 6. August 2012 gesammelt hat, zeigen nun indes, dass das von der Strahlung ausgehende Gesundheitsrisiko durchaus zu handhaben wäre.

500 Tage auf dem Mars: Krebsrisiko steigt um 3 Prozent

Im Rahmen der Studie - eine Kooperation von Wissenschaftern von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), der NASA, des Southwest Research Institute in Boulder (Colorado) und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt - wurde die Strahlenbelastung für einen Menschen für einen 500 Tage dauernden Aufenthalt auf dem Mars berechnet. Diese beträgt demnach für die aktuelle Sonnenaktivität 0,32 Sievert. In einer früheren Studie wurde bereits die Strahlenbelastung für eine 360 Tage dauernden Hin- und Rückreise vom Mars ermittelt. In einem Raumschiff mit derselben Abschirmung wie sie "Curiosity" hatte, beträgt die Strahlenbelastung für die Hin- und Rückreise 0,66 Sievert.

Damit liegt die Gesamtbelastung etwas über der Grenze von ungefähr 0,8 Sievert, der Astronauten in ihrer gesamten Laufbahn ausgesetzt sein dürfen. Insgesamt führt diese Strahlenbelastung zu einer Erhöhung des Krebsrisikos um etwa 3 Prozent. Dieses Risiko ist unvergleichlich kleiner, als beispielsweise das, welches ein Raucher eingeht. Rauchen erhöht zum Beispiel das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, um etwa 1500 Prozent.

"Die gewonnen Daten sind ein wichtiger Schritt für die Realisierung einer bemannten Marsmission und können helfen, Astronauten auf zukünftigen Missionen beispielsweise durch eine bessere Abschirmung des Raumschiffs oder durch eine sichere Behausung auf dem Mars zu schützen", sagt der Kieler Forscher Robert Wimmer-Schweingruber. Sie erlauben aber auch eine Abschätzung, wie lange und wie tief im Boden etwaiges Leben auf dem Mars überleben könnte und wie lange Signaturen von vergangenem Leben in den Oberflächenschichten noch nachgewiesen werden können. (red, derstandard.at, 14.12.2013)