Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Meteoriteneinschlag vor rund 66 Millionen Jahren rottete die Saurier aus. Er könnte aber Leben ins All geschleudert haben.

Foto: REUTERS/Image courtesy of Don Davis

London/Wien - Auch wenn sie wissenschaftlich alles andere als bewiesen ist, fand die Idee der Panspermie unter Astronomen und Biologen seit jeher zahlreiche renommierte Anhänger wie Francis Crick oder Fred Hoyle. In aller Kürze besagt die Hypothese, dass sich einfache Lebensformen quasi per Auto- oder besser: Asteroidenstopp durch das All bewegen können und so auch die Anfänge des Lebens auf die Erde brachten.

Gegen die Panspermie-These spricht freilich, dass Leben bisher nur auf der Erde nachgewiesen werden konnte. Von genau dieser Tatsache gingen US-amerikanische Astrobiologen bei Überlegungen aus, die in die umgekehrte Richtung laufen: Könnte es nicht sein, dass die Erde im Laufe der letzten 3,5 Milliarden Jahre - für die Leben auf dem blauen Planeten nachgewiesen wurde - Mikroben auf andere Himmelskörper des Sonnensystems wie den Mars exportiert hat?

Das Forschertrio um Rachel Worth von der Penn State University in den USA ermittelte zunächst einmal, was die "technischen" Voraussetzungen für einen solchen astrobiologischen Export sind und kam zum Schluss, dass es Brocken von mindestens drei Metern Größe sein müssten, die durch einen Asteroideneinschlag aus der Erde herausgesprengt und ins All befördert werden müssten. Auf solchen Brocken könnten die Mikroben theoretisch vor der tödlichen Strahlung der Sonne gut genug geschützt sein, um zehn Millionen Jahre lange Reisen zu überstehen.

Im zweiten Schritt errechneten die Forscher, wie viele solcher Einschläge es in den vergangenen 3,5 Milliarden Jahren gegeben hat und kamen im Fachblatt "Astrobiology" zum Schluss, dass mindestens sechs Asteroideneinschläge heftig genug waren, um größere Trümmer aus der Erde zu lösen und sie bis zum Jupitermond Europa zu schicken, unter dessen Eiskruste ein Ozean aus Wasser vermutet wird. Auch der Mars hat zahllose dieser "Erdmeteoriten" abbekommen.

Der letzte Kandidat für einen solchen Einschlag sei laut Worth jener vor rund 66 Millionen Jahren, der den Chicxulub-Krater auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán hinterließ. Der Asteroid von der Größe einer Kleinstadt sorgte nicht nur dafür, dass die Saurier ausgerottet wurden. Er beförderte auch 70 Millionen Tonnen Gestein ins All. In einem Interview mit BBC meinte Worth, dass sie überrascht wäre, wenn nichts davon auf dem Mars gelandet wäre.

Laut ihren Berechnungen kamen davon 20.000 Kilogramm auf dem Jupitermond Europa an - und sorgten womöglich dafür, dass sich unter seinem Eispanzer Leben tummelt. Diese Eishülle ist zwar dick, doch Worth geht davon aus, dass sie immer wieder aufbricht und Wasser zum Vorschein kommt.

Astrobiologe Jay Melosh von der Purdue-Universität, der an der Studie nicht beteiligt war, hält die Modellrechnungen für plausibel. Er teilt indes nicht die Meinung der Autoren, dass der Chicxulub-Einschlag ein guter Kandidat für den Export von Leben war - weil er im Meer stattfand und wenig Gestein ins All beförderte. "Exportiert" wurden aber wohl etliche Ammoniten, weshalb Prelosh vermutet, dass man aufgrund dieses Einschlags Ammonitenschalen auf dem Mond finden könnte. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 12.12.2013)