Bei der Ernte werden die Kaffeekirschen gepflückt, eine Maschine trennt die Bohnen vom Fruchtfleisch. Getrocknet werden sie vor Ort, geröstet zumeist erst im Exportland.

Foto: HO
Foto: Krutzler
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Die Stimmung wirkt entspannt, der Kaffee schmeckt exzellent, da und dort erscheint ein Lächeln, wenn eine Frage via Übersetzer bei der laotischen Dorfbewohnerin ankommt. Ob man während des Monsunregens nicht Probleme mit Stromschlägen hat, wenn die frei hängenden elektrischen Leitungen samt Steckdosen nur durch ein rudimentäres Wellblechdach geschützt sind? "Wir haben wenigstens Strom" , kommt ebenso trocken wie schlagfertig die Antwort. "Das ist hier bei uns in Laos nicht so selbstverständlich."  Das Lächeln verschwindet dabei nicht aus ihrem Gesicht.

Als die Begleiter – darunter wohl auch Funktionäre der kommunistischen Einheitspartei – weitergegangen sind und die Besucher aus Europa durch die kleine Kaffeeplantage führen, bleibt die Dorfbewohnerin ein wenig zurück. Ihre Miene wird ernst. Und sie beginnt, englisch zu sprechen. Sie erzählt von der Armut auf dem Land. Von der Gefahr, den von der Familie bewirtschafteten kleinen Flecken Erde in Südostasien zu verlieren, wenn ein internationaler Konzern wie "Olam Outspan"  aus Singapur bei der Regierung anklopft und tausende Hektar Land für riesige Kaffee-Plantagenfelder kaufen möchte.

Dem Staat gehört offiziell alles

Denn in Laos gehört offiziell alles dem Staat. Nur langsam werden eingetragene Landkonzessionen mit Rechtssicherheit vergeben. Kleinen Bauernfamilien fehlen aber oft das Wissen und das Geld, ihr seit Jahrzehnten bewirtschaftetes Land von der Regierung kaufen zu können.

Die Dorfbewohnerin, die ihren Namen aus Angst vor Repressionen keinesfalls in der Zeitung lesen möchte, hat viele Jahre in Frankreich gelebt – dem Land, das als Kolonialmacht den Kaffee Anfang des 20. Jahrhunderts nach Laos gebracht hatte. Sie ist in ihr Geburtsland zurückgekehrt, um ihrer Familie, die sie bisher mit Geldsendungen unterstützt hat, beim Kaffee-Anbau zu helfen.

Eine einzige Asphaltstraße

Die Bewohner des Bolaven-Plateaus, einer 1200 Meter hohen Ebene südöstlich der Stadt Pakse, sind fast ausschließlich Kaffeebauern. Eine asphaltierte Straße führt aus der 120.000-Einwohner-Stadt aufs Plateau. Die Siedlungen abseits der Hauptstraße sind nur über abenteuerliche Feldwege zu erreichen, Schlaglöcher werden nach jedem Regenguss größer.

In dieser Umgebung wurde die Kaffee-Kooperative AGPC gegründet. 1800 Familien gehören ihr mittlerweile an, das ist fast ein Fünftel der Familien des Bolaven-Plateaus. 60 Prozent der Bewohner leben hier unter der Armutsgrenze. Das heißt, dass sechs von zehn Bewohnern von weniger als zwei Dollar (16.000 Lao Kip) pro Tag leben müssen.

Das Ziel der Kooperative ist, den Bauern angemessene Preise für ihre Arabica- oder Robusta-Kaffeekirschen zahlen zu können, die Qualität des Kaffees weiter zu entwickeln, biologischen Anbau zu fördern und die Infrastruktur in den Dörfern zu verbessern. Möglich macht das auch das Fairtrade-Netzwerk. Denn mit dem Tragen des Gütesiegels verpflichtet sich die Kooperative, auf ausbeuterische Kinderarbeit oder auf den Einsatz giftiger Chemikalien zu verzichten. Kontrolliert werden die Arbeitsbedingungen von der unabhängigen Zertifizierungsstelle Flo-Cert.

Finanzielle Sicherheit

Fairtrade gibt den Bauern im Gegenzug finanzielle Sicherheit. Vor allem jetzt, da die Kaffeepreise am Weltmarkt abgestürzt sind. Seit Beginn des Jahres hat der durchschnittliche Kaffeepreis um etwa ein Viertel nachgegeben.

Lokale Mittelsmänner, die als Schaltstelle zwischen Bauern und Konzernen selbst mitschneiden wollen, bezahlen aktuell in der Erntezeit in Laos pro Kilo Kaffee-Kirschen nur zwischen 2000 und 2500 Lao Kip (etwa 0,20 Euro). Für ein Kilogramm Rohkaffee vor der Röstung braucht es etwa sechs Kilogramm Kirschen. 

Fairtrade garantiert den Mindestpreis von 2500 Kip, der sofort gezahlt wird. "Läuft der Export, können wir den Bauern nach Ende des Budgetjahres insgesamt 4000 Kip zahlen" , sagt AGPC-Präsident Boumthong Thepkaysone. Dazu kommt eine Prämie für Bio-Anbau – und eine Fairtrade-Prämie, die die Kooperativen für Gemeinschaftsprojekte wie Maschinen und Lagerhallen oder soziale Vorhaben wie Straßenbau sowie Sanitäreinrichtungen in Häusern verwenden. Denn als Toilette dient am Land oft die Natur.

Sozialprämie für Landrechte

"Dank des französischen Import-Unternehmens Malongo kann etwa 90 Prozent der Ernte zu Fairtrade-Preisen verkauft werden" , sagt Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade Österreich. Auch Gelder aus in Österreich verkauften Fairtrade-Produkten würden bei weltweit umgesetzten Projekten helfen.

Großteils wird die Sozialprämie in Laos aber für den Ankauf von Landrechten verwendet. Damit haben die Bauernfamilien mehr Rechtssicherheit bei der Bewirtschaftung des Landes und beim Bau von Produktionsstätten. (David Krutzler, DER STANDARD, 12.12.2013)