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Die Westbahn fühlt sich missverstanden.

Foto: EPA/HERBERT NEUBAUER

Wien - Zwischen der Westbahn und dem Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) ist der Konflikt nun eskaliert. Westbahn-Geschäftsführer Erich Forster kündigte am Montag neue Aufpreise auf Zeitkarten zu Spitzenzeiten an. Grund sei eine vom ÖBB-Personenverkehr zu verantwortende unfaire Einnahmenaufteilung beim VOR, so der Vorwurf. Die Reaktion des VOR: Man bedaure die Entscheidung der Westbahn, den Verbundraum zu verlassen.

Der Westbahn-Geschäftsführer erläuterte am Vormittag vor Journalisten seine Unzufriedenheit mit dem VOR-System und kündigte neue Aufpreise ab 13. Dezember für Zeitkarten und Top-Jugendtickets an. Auf den Strecken Wien-St.Pölten, St.Pölten-Amstetten und in der Kernzone 100 (Westbahnhof - Wien Hütteldorf) werde in den Westbahn-Zügen ein Aufpreis von 2 Euro eingehoben, zwischen Wien und Amstetten ein Aufpreis von 3 Euro. Dieser gelte nur bei Zustieg in den Spitzenzeiten, also vor 9.00 Uhr und nach 15.30 Uhr (Montag bis Donnerstag), vor 9.00 Uhr und nach 12.00 Uhr (Freitag), vor 10.00 Uhr und nach 15.30 Uhr (Samstag) und nach 12.00 Uhr (Sonntag). Für Schüler- und Lehrlingsfreifahrten wird kein Aufpreis verlangt.

"Klare Ansage der Westbahn"

Die Ostregion als mit Abstand stärkster Nachfragebereich sei finanziell für die Westbahn besonders kritisch, erklärte Forster, auch designierter Rail Holding-Chef. Die Westbahn erhalte aufgrund der "Light-Mitgliedschaft" im VOR zu wenig Geld, nämlich keine Einnahmenanteile für Einzeltickets Wien - St. Pölten oder Amstetten zum Einzelfahrten-Verbundtarif, keine Einnahmenanteile an Kernzonentickets für Kunden zwischen Hütteldorf - Wien West und könne in keinem Gremium mitwirken. Bei den Zeitkarten und Jugend-Netzkarten werde eine Einnahmenbeteiligung der Westbahn nach der echten Nutzung verweigert, denn ÖBB-Personenverkehr und VOR akzeptierten nur ein Modell nach Zuganteilen - das werde aber der Lage bei der Westbahn nicht gerecht. Außerdem weigere sich das Verkehrsministerium soziale Tarife zu stützen.

"Wir sehen das als klare Ansage der Westbahn, den Verbundraum zu verlassen", reagierte der Sprecher des VOR, Georg Huemer. Der VOR bedaure diese Entscheidung der Westbahn, allerdings müssten im Verbund gemeinsame Spielregeln für alle gelten. "Die Westbahn hat aber keinen Ausstieg mitgeteilt", widersprach das Bahn-Unternehmen nun in einer Aussendung, man werde vielmehr aus dem VOR gedrängt. Die VOR-Vorgangsweise sei nicht nachvollziehbar, er solle seine "überhastete Entscheidung" überdenken, appelliert die Westbahn.

Schon seit der ersten Entscheidung der Westbahn, ab September einseitig Aufschläge einzuführen, wurden intensive Gespräche geführt. Die Westbahn stelle 18 Prozent der Leistungen und kriege 18 Prozent der verteilten Einkünfte - "jetzt wollen sie mehr", erläuterte der VOR-Sprecher. Trotz allem hoffe man noch auf eine partnerschaftliche Einigung im Interesse der Fahrgäste. Wenn die Westbahn nun ab 13. Dezember Aufschläge verlange, dann bedeute das für die Fahrgäste, dass sie nicht mehr mit Verbundkarten in Westbahn-Zügen fahren könnten - auch nicht wenn sie den Aufpreis bezahlten.

Der Tarifverbund VOR erstreckt sich über Wien, Niederösterreich und das Burgenland und wird von über 40 Verkehrsunternehmen getragen. Zu den Verbundpartnern gehören Schienenverkehrsunternehmen wie ÖBB, Raaberbahn, NÖVOG, Wiener Lokalbahnen und die Wiener Linien sowie über 30 Busunternehmen.

Ausstieg aus SVV

Folgenreichen Streit gibt es aber nicht nur im Osten, sondern auch in Salzburg und Oberösterreich: Der seit einem Jahr schwelende Streit zwischen Westbahn und Salzburger Verkehrsverbund (SVV) war offenbar nicht zu kitten. Seit Sonntag ist Westbahn nicht mehr Mitglied des SVV, dessen Monats- und Wochenkarten gelten nicht mehr in Westbahn-Zügen. Als Grund gab Westbahn-Geschäftsführer Erich Forster "die Einnahmenverteilung im SVV" an, "die Konkurrenz über spezielle Verträge ausschließt".

Für Newcomer wie die 2011 gestartete Westbahn gelte in den ersten vier Jahren ab Beitritt eine Auszahlungssperre, man müsse also einzahlen, bekomme aber keine Erlöse. Es sei denn, die anderen SVV-Mitglieder anerkennen die "positive Netzwirkung", was nicht geschah. Auch zu Meetings über Einnahmenaufteilung sei man nicht beigezogen worden.

Vom SVV gab es am Montag keine Stellungnahme. Informell hieß es, man bedaure den Schritt, aber die Regeln des SVV seien für alle 17 Partnerbetriebe gleich. Für die sei man Clearingstelle, die das vereinnahmte Geld aufteilt. Klar ist, dass die Westbahn die Tarifhoheit des SVV untergraben hat, sie war bei Zeitkarten billiger. Streit gibt es auch mit dem Oberösterreichischen Verkehrsverbund. (APA/ung, DER STANDARD, 10.12.2013)