Winnifred (Jana Stelley) als Tomboy-Prinzessin im Lande Walt Disneys.

Foto: Rita Newman

Wien - Das Hauptanliegen von Märchen ist leicht auf einen Nenner zu bringen: Mädchen sucht Prinz. Für einen emanzipatorischeren Zugang hat sich das Theater der Jugend mit Winnifred oder die Prinzessin auf der Erbse entschieden, das im Renaissancetheater österreichische Erstaufführung hatte.

Das Musical von Mary Rodgers und Marshall Barer erzählt von der Brautschau des Prinzen Furchtlos. Der kommt bei Stefan Konrad nicht nur im blauen Strampler, sondern auch sonst trantütig daher. Kein Wunder bei der Affenliebe, die Steffi Paschke ihm als seine Mutter Königin Migräne zuteilwerden lässt. Wer täglich unter "Duzi-Duzis" mit Schokopudding gefüttert wird, kann schwerlich ein Mann werden.

Heiraten darf er auch nicht, weil seiner Mutter keine gut genug ist - und solange herrscht auch für den Hofstaat Eheverbot. Weil Sir Harry (wunderbar selbstverliebt: Julian Looman) und die zarte Lady Lerche (Sophia Gorgi) aber aufgrund baldigen Nachwuchses dringend heiraten müssen, sucht Harry ihm eine Braut.

Jana Stelley spielt die höchst unkonventionelle Prinzessin Winnifred schön burschikos und unprätentiös als Tomboy (Kostüme: Elisabeth Gressel). Werner Sobotkas Inszenierung auf der detailverliebten Bühne (Roswitha Wilding-Meisel) ist unterhaltsam, mit mitreißender Musik (Christian Frank) und Choreografie (Simon Eichenberger). Nur fällt ihr für den Stoff leider nicht mehr ein als die übliche Disney-Ästhetik: Schneewittchenkostüm und pastellfarbige Anzüge aus dem Hollywood der 1950er-Jahre, für die Figur des Magiers (großartig in seiner stoischen Bösartigkeit: Christian Graf) ein paar Anleihen bei Tim Burton. Eine so emanzipatorische Geschichte hätte eine eigenständigere Ästhetik vertragen. (hein, DER STANDARD, 10.12.2013)