Frauenstadträtin Sandra Frauenberger hat dem Mädchenzentrum *peppa einen Besuch abgestattet.

Foto: Mascha Dabić
Foto: Mascha Dabić

Zeliha und Merve sind vierzehn Jahre alt und wissen jetzt schon, was sie "später einmal werden wollen", wie man im Hinblick auf zukünftige Berufswünsche zu sagen pflegt. Zeliha möchte Kindergartenpädagogin werden, Merve Polizistin.

Kindergärtnerin und Polizistin

Auf den ersten Blick könnten die beiden Berufe unterschiedlicher nicht sein, doch wenn man mit den beiden länger spricht, kristallisieren sich gewisse Parallelen heraus: Beide wollen Verantwortung für andere übernehmen. Merve hat schon als Besucherin ein Gefängnis von innen gesehen und erzählt: "Ich möchte einfach fühlen, wie das ist, wenn man Polizistin ist". Auch Zeliha hat schon erste Erfahrungen in ihrem Wunschberuf gesammelt: "Ich habe oft babysitten müssen, das hat mir gefallen. Mit elf Jahren hab ich mich schon in einem Kindergarten beworben, aber sie haben gesagt, du bist zu klein, wir warten auf dich. Ich mag die Kinder sogar lieber als die Erwachsenen. Es ist auch nicht immer leicht mit den Kindern, aber ich glaub, ich hab´s drauf."

Peppig

In ihrer Freizeit gehen die beiden Schülerinnen öfter ins Mädchenzentrum *peppa. Der Name steht für "peppig", erklärt Miriam Lehner, die Leiterin dieser Caritas-Einrichtung. Die Auslastung ist gut, "an Spitzentagen sind bis zu vierzig Mädchen da. Dann wird es schon eng, aber es ist auch schön und lebendig", erzählt Lehner.

"Gemma peppa"

Wie kann man sich das am besten vorstellen, so ein Mädchenzentrum? Zeliha erklärt: "Wenn wir einfach Lust haben, dann sagen wir, ‚gemma peppa‘, und dann treffen wir uns einfach hier. Wir können kommen und gehen, wie wir wollen. Man kann sich hier Hilfe holen, Aufgaben machen, Computer benützen, Facebook schauen. Freitag dürfen nur Mädchen ab dreizehn kochen, die anderen sind noch zu klein. Wir lernen hier, wie man einen Lebenslauf schreibt, wir können auch Bücher ausborgen". – "Es gibt auch Bücher auf Türkisch", ergänzt Merve.

Mehrsprachig

Die mehrsprachige Bibliothek wird übrigens von einer OMV-Mitarbeiterin ehrenamtlich betreut, erklärt Lehner, im Rahmen einer Kooperation mit dem Unternehmen. Wünschenswert wären weitere Kooperationspartner, um eine laufende Finanzierung zu gewährleisten. Lehner lässt nicht unerwähnt, dass zwischendurch auch mit finanziellen Nöten zu kämpfen ist.

Mehrsprachigkeit wird auch bei den Infomaterialien groß geschrieben. Die Broschüre ist auf Deutsch, Türkisch, BKS und Arabisch abgefasst. Die Mädchen kommen hauptsächlich aus den umliegenden Gemeindebezirken, also aus dem 15., 16. und 17. Voraussetzungen gibt es keine, grundsätzlich sind alle Mädchen willkommen.

"Girls only"

Warum haben Buben hier keinen Zutritt? – Lehner erklärt: "Es ist wichtig für die Mädchen, ein eigenes Ding zu haben, außerhalb von Plätzen, die von Männern und Buben dominiert sind. Hier können sie sich entfalten, und es kann etwas anderes entstehen." Auch in Jugendzentren gibt es zwar manchmal Mädchentage, aber in Wien ist *peppa das einzige Zentrum, wo die Devise durchgehend lautet: "girls only".

Für Zeliha und Merve ist das Mädchenzentrum eine Möglichkeit, unter sich zu sein. Zeliha erklärt, warum das manchmal nötig ist: "Wir sind eh gut befreundet mit Burschen, aber wenn sie uns blöd kommen, dann gehen wir einfach peppa. Mit Burschen können wir nicht immer Späße machen." Merve fügt hinzu: "Hier können wir immer reden, unter uns halt." (Mascha Dabić, 9.12.2013, daStandard.at)