Dolichoderus-Ameisen und Schmierläuse (Pseodococcus) auf einer Kakaofrucht: Die Ameisen locken zwar die schädlichen Schmierläuse an, schrecken aber andere Schädlinge ab.

Foto: Universität Göttingen

Göttingen - Die Anwesenheit vielfältiger Ameisenarten hat positive Auswirkungen auf die Kakaoernte. Das haben Wissenschafter der Universitäten Göttingen, Würzburg und Lund (Schweden) zusammen mit indonesischen Partnern anhand von Feldversuchen auf Kakaoplantagen in Indonesien sowie in Laborexperimenten gezeigt. Die Forscher fanden heraus, dass eine artenreiche Ameisengesellschaft zwischen 27 und 34 Prozent des Kakaoertrags sichern kann. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences" veröffentlicht.

"Einzelne Ameisenarten können die Kakaoernte sowohl positiv als auch negativ beeinflussen, wobei die positiven Effekte überwiegen", erläutert Arno Wielgoss von der Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen. Sind die Kakaobäume aber von natürlich vorkommenden, artenreichen Ameisengesellschaften bevölkert, falle die Kakaoernte um bis zu 27 Prozent höher aus als wenn keine Ameisen Zugang zu den Bäumen hatten. Werde eine Ameisengesellschaft von einer einzigen Ameisenart zahlenmäßig dominiert, seien die Ergebnisse hingegen unterschiedlich: Die in Indonesien einheimische schwarze Kakaoameise weise etwa einen ähnlichen Nutzen auf wie eine artenreiche Ameisenfauna. Die Invasion einer nicht-heimischen Ameisenart könne die Ernte hingegen um bis zu 34 Prozent verringern.

Dienstleistungen für das Ökosystem

"Ameisen stehen offenbar im Zentrum eines weitaus komplexeren Netzwerks von Interaktionen mit Schädlingen und Nützlingen von Kakao als angenommen", so Wielgoss. Sie würden als natürliche Feinde von Schädlingen und durch die indirekte Förderung der Bestäubung wichtige Dienstleistungen für das Ökosystem erbringen, gleichzeitig jedoch durch die Übertragung von Krankheiten und eine indirekte Förderung von Schädlingsbefall die Ernte verringern.

"Die Studie zeigt, dass es nicht ausreicht, einzelne Effekte der verschiedenen Organismen in Agroökosystemen herauszupicken, um zu bewerten, ob eine Art schädlich oder nützlich ist", betonen die Göttinger Agrarökologen Teja Tscharntke und Yann Clough. Vielmehr müsse man die gesamte Lebensgemeinschaft und das gesamte System im Auge behalten, um den endgültigen Einfluss auf die Gesamternte berechnen zu können. Erst kürzlich konnten die Forscher die positive Rolle von Vögeln und Fledermäusen als natürliche Schädlingsbekämpfer im Kakaoanbau nachweisen. (red, derStandard.at)