"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen." Karl Valentin

Ist man erst lange genug in einem Metier dabei, hat man alles schon einmal gehört. So hat Smart Ende der 1990er-Jahre die Einführung seines ersten Modells begleitet mit dem Hinweis, im Schnitt sei jedes Auto nur mit 1,47 Personen besetzt, ein Zweisitzer also mehr als genug. Ähnlich statistisch korrekt, aber nicht unbedingt alltagskonform argumentieren Hersteller von Elektromobilen mit dem Hinweis, 80 Prozent aller Autofahrer führen täglich weniger als 50 Kilometer, die bescheidene Reichweite von E-Autos sei folglich allemal ausreichend.

Foto: volkswagen

Auch VW tönt neuerdings in dieses Horn, hält aber Alternativen für Elektroskeptiker bereit. Im up!-Fall wären das (wie beim Renault Zoe der Clio) die verbrennungsmotorisch betriebenen Modelle, und seit kurzem weiß man, dass Wolfsburg mit dem Twin-up! sogar eine Plug-in-Version plant.

Foto: volkswagen

e-up! also. Wenn Elektroautos überhaupt halbwegs Sinn machen, dann unserer Meinung nach in der Größe zwischen Smart und um die vier Meter. VW zieht die Grenze bei 4,26 Metern, das nämlich ist das Maß für den Golf und damit auch für den Mitte 2014 startenden E-Golf.

Foto: der standard/stockinger

Nun aber frisch eingestiegen in den e-up!.Ganz in Weiß kam er daher, die blütenweiße Weste passte ihm gut, ästhetisch wie im übertragenen Sinn. VW hatte die Kennenlernfahrten bei winterlicher Umgebung angesiedelt, Reichweitenverlust durch Heizung gleich einkalkuliert. DER STANDARD hatte zudem das übliche Fahrprofil angelegt, mit üblicher Tendenz zur flotten Fahrweise; auch eine Landstraßenpartie mit 100 km/h und etlichen Steigungen war dabei.

Foto: der standard/stockinger

Was wird da groß übrigbleiben von den maximal 160 km Reichweite? Die Hälfte? 100 km? So in der Größenordnung vermutlich. Erster Eindruck? Wieselflink ist er, der e-up!, beschleunigt wie nur was, schließlich stehen 210 Nm vom Fleck weg zur Verfügung.Wie alle E-Mobile fährt auch der e-up! fast unhörbar, nur das leise Pfeifen des E-Motors/Generators ist vernehmbar, bei höherem Tempo dominieren Windgeräusche sowie die Abrollgeräusche der Asphaltschneider.

Foto: volkswagen

Beides werden e-up!ler selten hören, da man beim skizzierten Profil außerhalb des eigentlichen Fahrhabitats, der Polis eben, unterwegs ist; wir wollten's ja nur wissen, weil wir von Berufs wegen neugierige Menschen sind.

Foto: volkswagen

Schaltet man auf Eco - ein weiterer von drei Fahrmodi -, ist das Erste, was man fühlt, eine gewisse Kälte. Nicht die soziale, nein, die physische. Der E-Motor nimmt da nicht nur sich zurück (von 60 auf 50 kW), sondern auch die Heizung, und bei Eco+ (40 kW) verschärft sich die Situation weiter.

Foto: der standard/stockinger

Unterkühlt, so das Kalkül, macht der Mensch einfach mehr Meter, holt er etliche Kilometer Reichweite herein. Indes, das geht bereits in Richtung Öko-Flagellantentum. Kasteie sich, wer will, die meisten Autofahrer wollen nicht und wollen auch nichts mit pseudoreligiösen Auswüchsen der Klimaideologie zu tun haben.

Foto: volkswagen

Per Schalthebel lässt sich im e-up! auch die Rekuperationsleistung aktiv beeinflussen: Im D-Modus gleitet man bei Gaswegnahme einfach weiter, bis der Wagen ausrollt. Tippt man weiter nach hinten, landet man im B-Mode, B wie bitte brav zur Batterie oder so, und da wirkt Gaswegnahme wie eine Bremse. Das lässt sich fein dosieren, sobald man sich daran gewöhnt hat, und die Bremsenergie speist sich via Generator (zu dem der E-Motor da wird) wieder in die Lithium-Ionen-Batterie ein.

Foto: der standard/stockinger

Freunde der E-Mobilität finden im e-Up! einen spannenden Neuzugang, die Stromtherapie macht den Stadtbewohner ökologisch hyperkorrekt, und mit rund 2,30 € Stromkosten je 100 km bietet VW laut VW das derzeit günstigste E-Angebot von überhaupt.

Foto: der standard/stockinger

Wissenswert wäre ferner, dass der Hersteller acht Jahre (oder 160.000 km) Garantie auf die Batterie gewährt, die - anders als bei Renault - zum Besitzstand des Kunden zählt. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 6.12.2013)

Link
Volkswagen

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

Foto: der standard/stockinger