Was als kleine Idee für ein paar Wochen begonnen hat, läuft nun schon im 13. Jahr. Dementsprechend groß ist die Sammlung geworden: 2.434 Geschichten, rund 5.000 Fotos. Nein, hier ist nicht die Rede von einer kleinen Bibiothekssammlung. Es geht um ein Schulprojekt. Oder besser: das Projekt von Lehrer Christian Schreger und seiner M2 - der Mehrstufenklasse "mit reformpädagogischen Ansatz" an der Volksschule Ortnergasse im 15. Wiener Gemeindebezirk.
Die Idee des digitalen Tagebuches ist so simpel wie begeisternd: An jedem Schultag wird zumindest ein Foto gemacht, eine (kurze) Geschichte ausgedacht und - wenn möglich - ein Audio-File angelegt. Und das eben seit dem Jahr 2000. "Anfangs war an zwei Monate gedacht, mittlerweile ist es integraler Bestandteil der Klasse", sagt Volksschullehrer Schreger: "Die Eltern sind entzückt!"
Kleine Bücher und Kochen
Volksschullehrer ist Schreger geworden, weil damals "die Ausbildung so kurz und mein Kind unterwegs war", erinnert er sich. Das war Mitte der 1980er-Jahre. Heute ist Schreger "gefesselt von der Mehrsprachigkeit". In der M2 im 15. Bezirk ist die auch bestens abgebildet. Was den Lehrer ärgert: "Es gibt Sprachen, die offiziell nichts wert sind. Das ist leider so und ich verstehe es nicht." Das Tagebuch ist längst nicht das einzige Projekt, das aus seinem Schulalltag heraussticht.
Freitags wird sein Klassenzimmer zur Küche. Entweder es kochen Eltern, die dafür in die Schule kommen, oder er selbst. Außerdem gibt es - um noch eines zu erwähnen - die "kleinen Bücher", die die Kinder mittlerweile zuhauf fabriziert haben: Geschichte ausdenken, bebildern, Buch daraus basteln. Mehrere Hundert kleine Werke im Pixibuch-Format sind es schon geworden. Weil Schreger sie nicht nur im Bücherregal sehen will, gibt es auch sie online. Die Kinder lesen vor - auf: http://ortnergasse.webonaut.com/m2/. (Peter Mayr, derStandard.at, 5.12.2013)