Caroline Peters.

Foto: Georg Soulek

Wien - Keine Vorstellung ist wie die andere - das weiß jeder, der mit Theater zu tun hat. In Nassim Soleimanpours Weißes Kaninchen, Rotes Kaninchen, das vor fast einem Monat im Wiener Schauspielhaus österreichische Erstaufführung hatte, ist dieses Prinzip noch einmal um einen Tick gesteigert.

Der iranische Autor vermengt in seinem Text irritierende Tierparabeln (neben Kaninchen gibt es hier Bären, Krähen und Geparden, die Vogel Strauße imitieren) mit eigenen Erfahrungen als junger Mensch im Iran. In seiner Themen- und Gleichnisvielfalt geht es dem Autor dabei vor allem um eines: Er will mit damit eine Maschine erschaffen. Um Zeit und Raum zu überwinden einerseits (mangels Pass darf er den Iran nicht verlassen) - zum Morden andererseits. Auf der Bühne wird mit Gift hantiert.

Der Text muss bei jeder Vorstellung von einem anderen Darsteller gelesen werden, am zweiten Abend ist das Caroline Peters. Sie sieht, wie bei der Premiere bereits Adele Neuhauser, den Text auf der Bühne zum ersten Mal. Sie wird also ins kalte Wasser geworfen, wenn sie plötzlich vorlesen muss, dass sich in einem der zwei Wassergläser auf der Bühne Gift befindet - und sie selbst es am Ende womöglich trinken muss. Schon am ersten Abend funktionierte Soleimanpours Spiel mit Autorität, Gehorsam und Vertrauen (wenn auch leicht durchschaubar) gut. Nun konnte man beobachten, wie die Schauspielerinnen das Stück verändern. Wo Neuhauser die Zuschauer in ihrem zweifelnden Kampf mit dem Text mitnahm, unterwirft sich ihm Peters mit einer bockig grimassenschneidenden Attitüde, wie sie Schüler haben, die zwar gehorchen, aber doch subversiv sein wollen.

Wo Neuhauser eine gewisse Distanz wahrte, arbeitet Peters mit Slapstick. Ein Wort, lehrte der erste Abend, ist eine Waffe. Aber, lehrt der zweite Abend: es ist ein Mensch, der sie bedient. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 5.12.2013)