Schmied freut sich über bessere Ergebnisse bei der Pisa-Studie.

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Wien - Die Regierung ist über die Ergebnisse der Pisa-Studie erfreut. Österreich ist bei der internationalen Bildungsstudie nach einem Absturz im Jahr 2009 wieder auf dem Niveau des Jahres 2006. Für Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) zeichnet sich eine "Trendwende" im Bildungsbereich ab. Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) forderte nach dem Ministerrat angesichts der Ergebnisse: "Hören wir auf mit dem Lehrer-Bashing." Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) sah bei der Präsentation der Studie einen "Wendepunkt" für die österreichische Bildungspolitik.

Die scheidende Ministerin freut sich vor allem darüber, dass die Anzahl Risikoschüler im Vergleich zu den Vorjahren zurückgegangen ist, also jener Schüler mit besonders schlechten Leistungen. Die Zahl der Schüler mit Spitzenleistungen hat zugenommen. Es gelte jetzt, die Investitionen in den Bildungsbereich fortzusetzen. "Die Druckpunkte sind auch bei dieser Studie klar geworden", sagte Schmied. Für sie sind das die schlechteren Leistungen der Schüler mit Migrationshintergrund, die Vererbung der Bildung von Eltern auf ihre Kinder und die Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Burschen. 

Wirkung in drei bis sechs Jahren

Die Wirksamkeit ihrer Schulreformen, also etwa von Neuer Mittelschule, verpflichtendem Kindergartenjahr und neuer Lehrerausbildung werde sich erst in den nächsten drei bis sechs Jahren in der Pisa-Studie zeigen. Sie werde dann die Präsentation dieser Studien "aufmerksam als Bürgerin mitverfolgen".

Für Faymann zeigen die Ergebnisse, "dass Maßnahmen wie die Verkleinerung der Klassen und bessere Betreuung Wirkung gezeigt haben". Spindelegger sieht das etwas bessere Abschneiden der österreichischen Schüler dagegen offenbar weniger in den Reformen der Regierung begründet, denn: "Dass es besser geworden ist, ist erfreulich, und die Ursachen dafür sind in den Anstrengungen der Lehrer zu suchen."

Heinisch-Hosek lobt Neue Mittelschule

Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) verwies auf die Einführung der Neuen Mittelschule (NMS). "Ich freue mich, dass die Bemühungen dadurch, dass die Neue Mittelschule eingeführt wurde, greifen", sagte sie am Rande des Ministerrats. "Ich denke, die Neue Mittschule greift Platz in Österreich, und das ist gut so", so Heinisch-Hosek. Gründe für das bessere Abschneiden der österreichischen Schüler sah sie etwa in der Doppelbetreuung in den Hauptgegenständen.

Die Neos wollen die Parteienfinanzierung einsparen und die dadurch gewonnenen 50 Millionen Euro in den Ausbau der sprachlichen Frühförderung investieren. "Die aktuelle Pisa-Studie zeigt positive Tendenzen in manchen Bereichen. Sie zeigt aber auch, dass wir eklatante Defizite bei der Integration von Kindern mit Migrationshintergrund haben. Wir brauchen eine Offensive bei der sprachlichen Frühförderung in der Muttersprache und in Deutsch", so Neos Parteichef Matthias Strolz in einer Aussendung.

Eine eigene Interpretation der neuen PISA-Studie hat Team Stronach-Bildungssprecher Robert Lugar: Er vermutete in einer Aussendung den Grund für den Leistungszuwachs der österreichischen Schüler in der Mathematik gegenüber 2009 im Schummeln.

"Der Grund, warum eine Verbesserung beim Lesen praktisch überhaupt nicht zu erkennen ist, sie in Mathematik aber eklatant ist, liegt daran, dass man Lesen lernen muss, beim Rechnen aber schummeln kann", so Lugar, der meint, dass Testaufgaben bereits vor dem Test an Lehrer ausgeteilt wurden. Ganz genau hat Lugar aber offenbar nicht gelesen und gerechnet: Bei PISA 2012 verzeichneten die österreichischen Schüler beim Lesen einen Leistungszuwachs von rund 20 Punkten beim Lesen und von zehn Punkten in der Mathematik.

EU-Bildungskommissarin fordert stärkere Anstrengungen

Harald Walser, Bildungssprecher der Grünen, hofft, dass die Talsohle durchschritten sei. Er zeigt sich erfreut über leichte Verbesserungen und sieht einen Erfolg der Neuen Mittelschulen. "Das beweist ebenso wie die größere Zahl von SchülerInnen mit AHS-Berechtigung nach der NMS, dass man sich große Ziele für alle stecken muss, statt nach sozialen und regionalen Kriterien zu selektieren", so Walser in einer Aussendung.

EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou forderte angesichts des "gemischten Bildes" der jüngsten PISA-Studie 2012 die Staaten der Europäischen Union zu stärkeren Anstrengungen auf. Es sei notwendig, weiterhin konsequent gegen Leistungsschwäche in der Schulbildung vorzugehen, sagte Vassiliou am Dienstag in Brüssel.

Die Jugendlichen müssten über die Kompetenzen verfügen, die sie in der modernen Welt für ihren Erfolg benötigten. Investitionen in eine gute Bildung seien die Grundlage für die Zukunft Europas.

Die EU-Kommission verweist darauf, dass es in Mathematik EU-weit große Schwächen gebe, während sich bei den Naturwissenschaften und beim Lesen ein erfreulicheres Bild zeige. Dort sei Europa auf dem Weg, sein Ziel für 2020 zu erreichen und den Anteil der Leistungsschwachen auf unter 15 Prozent zu senken. (APA/red, 3.12.2013)