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Backcheck: Auffälligkeiten, Anekdoten und Analysen aus der EBEL. Jeden Dienstag.

Gleich doppelt riss Salzburgs eindrucksvolle Serie von zwölf Siegen (Vereinsrekord) am vergangenen Wochenende, sowohl im heimischen Volksgarten als auch in der Villacher Stadthalle hatten die Bullen gegen den VSV das Nachsehen. Speziell beim ersten Aufeinandertreffen am Freitag boten beide Teams eine herausragende spielerische Leistung und lieferten reihenweise Erklärungen dafür ab, warum sie aktuell auf den ersten beiden Plätzen der EBEL-Tabelle stehen.

Selten besungene Helden

Die Adler haben zuletzt nicht nur Salzburgs Erfolgslauf beendet, sondern auch ihren eigenen fortgesetzt. Seit der Länderspielpause Anfang November verließ Villach das Eis in jedem seiner sieben Spiele als Sieger. Dominierte zu Beginn dieser Serie noch das Duo John Hughes und Derek Ryan, so zündete im Doppel gegen die Bullen das Drittlinien-Tandem Benjamin Petrik und Daniel Nageler ein Offensivfeuerwerk und zeichnete für vier der sieben Tore verantwortlich.

Positivste Überraschung der laufenden Saison aus blau-weißer Sicht bleibt jedoch Nico Brunner, der als gelernter Stürmer und mit der bescheidenen Erfahrung einiger weniger EBEL-Shifts ins Jahr startete. Mittlerweile hat er sich als Verteidiger im Team des VSV etabliert und überzeugt speziell mit seinem durchdachten Stellungsspiel. Famos sein Fazit aus den sieben Partien seit dem International Break: Sechs Scorerpunkte und eine Plus/Minus-Bilanz von +6. Auf das gleiche Rating kommt in diesem Zeitraum auch sein Abwehrkollege Stefan Bacher.

Villachs Offensive glänzte im bisherigen Saisonverlauf mit 4,0 erzielten Treffern pro Spiel, dem höchsten Wert seit der Saison 2000/01. Für den momentanen Erfolgslauf der Adler aber ebenso mitverantwortlich sind zuverlässige Defensivarbeiter wie Brunner oder Bacher, die fernab des Zentrums öffentlicher Aufmerksamkeit auf eine in diesem Jahr tolle Entwicklung verweisen können.

Klagenfurts stotternde Offensive

Knapp 40 Kilometer östlich von Villach läuft bei weitem noch nicht alles nach Wunsch: Meister KAC hat zwar sechs seiner letzten neun Spiele gewonnen, kommt insgesamt aber nach wie vor nur auf eine Siegesquote von 50 Prozent. Die Rotjacken verfügen über eine der talentiertesten Mannschaften der Liga, bringen dieses Potenzial aber zu selten aufs Eis. Aktuell hält man sogar bei einem negativen Torverhältnis, was historisch betrachtet einen Ausnahmefall darstellt: Nur in den Spielzeiten 2005/06 und 2006/07 schoss der KAC weniger Tore als er kassierte, in beiden Jahren verpasste man die Play-Offs.

So weit wird es in dieser Saison nicht kommen, im Hinblick auf die entscheidende Phase der Meisterschaft muss der Rekordmeister jedoch die seit dem letztjährigen Titelgewinn verloren gegangene Souveränität wiederfinden und konstanter werden. Steigern muss sich vor allem die Offensive, mit 2,68 Toren pro Spiel erzielt Klagenfurt heuer so wenige Treffer wie noch nie seit der Liganeugründung im Jahr 2000.

Bei der zwischenzeitlich aufgrund von Verletzungen zerrissenen Paradeformation mit Thomas Koch, Jamie Lundmark und John Lammers sank der Schnitt an Scorerpunkten pro Partie gegenüber dem Vorjahr um knapp 18 Prozent. Noch deutlich schwerer fällt die rot-weiße Schwäche im Powerplay ins Gewicht, in den letzten knapp 56 Überzahlminuten gelangen nur zwei Tore. Insgesamt spielt der KAC heuer 14:05 Minuten lang bei numerischer Überlegenheit, ehe ihm ein Treffer gelingt, im (ebenfalls eher bescheidenen) Grunddurchgang der letzten Saison lag dieser Wert nur bei 7:46 Minuten.

Abgang in Salzburg zu erwarten

Beim Ligaprimus aus Salzburg kündigt sich unterdessen eine Personalrochade an. Mehr als sieben Monate nach seiner auf Knorpelschaden im Knie lautenden Diagnose steht Rekordspieler Matthias Trattnig (459 EBEL-Spiele für die Bullen) vor dem Comeback. Sportlich ist das für Salzburg wie auch für das Nationalteam eine Freudennachricht, den Klub stellt Trattnigs Rückkehr aber auch vor die Aufgabe, seinen Kader zu reduzieren. Um den Offensivverteidiger anmelden zu können, muss der Punktewert der Mannschaft zunächst ausreichend weit unter die 60er-Marke gedrückt werden. Für eine Abmeldung kommen theoretisch 16 das Kontingent belastende Cracks - Gračnar, Boivin und jeder vor 1990 geborene Spieler im aktuellen Team - in Frage, in Anbetracht des tollen Saisonverlaufs wird die Entscheidung für Trainer Don Jackson jedoch keine einfache. Am ehesten um ihren Job zittern müssen die Imports Michael Boivin, Evan Brophey und Matt Keith, wenngleich ob der gezeigten Leistungen keiner von ihnen ein klassischer Streichkandidat ist.

Sinnvolle Ergänzung

Bereits seinen ersten Tauschvorgang verbraucht hat der Dornbirner EC. Die Vorarlberger verpflichteten in der vergangenen Woche mit Jamie Arniel bereits den achten ehemals im NHL-Draft ausgewählten Spieler. Nachdem lange die Abmeldung von Kapitän Patrick Jarrett im Raum stand, dieser in den letzten Wochen aber doch deutlich stärker wurde, musste Brendan Brooks seine Koffer packen. Nach starkem Saisonstart mit je einem Tor in jeder seiner ersten vier Partien gelang dem Kanadier zuletzt nur noch wenig, vom 22. Oktober an blieb er bei seinen letzten zehn Einsätzen sogar gänzlich ohne Scorerpunkt. Mit Arniel haben die Bulldogs einen um elf Jahre jüngeren und deutlich vielseitigeren Spieler unter Vertrag genommen. Seine Zwei-Wege-Kapazitäten stehen der Dornbirner Offensive, die speziell in Even Strength-Situationen von erheblichen Problemen in der Arbeit nach hinten gekennzeichnet ist, gut zu Gesicht. Vom Skillset her eine sehr sinnvoll erscheinende Transferentscheidung.

Rückkehrer in Ungarn

Nach sieben Niederlagen in den jüngsten neun Spielen hat auch Székesfehérvár personelle Konsequenzen gezogen. Die längst fällige Veränderung des Torhütergespanns, an dieser Stelle bereits in der Vorwoche diskutiert, wurde vollzogen, als Ungarns Nationaltorhüter Zoltán Hetényi, bei Tappara Tampere am Abstellgleis, auf den Markt kam. Nach zweieinhalb sportlich durchwachsenen und von Eskapaden begleiteten Jahren im Ausland kehrt der 25jährige in seine Heimat zurück. Für Fehérvár absolvierte der Goalie zwischen 2007 und 2011 insgesamt 83 EBEL-Spiele, 73 davon von Beginn an. Seine eher bescheidenen statistischen Kennzahlen (nur 23 Siege, Gegentorschnitt 3,41) stammen aus der für die Ungarn schwierigen Anfangsphase ihrer Ligazugehörigkeit, sind also mit Vorsicht zu genießen. Im Wechsel mit Bence Bálizs sollte es Hetényi gelingen, Fehérvár mehr Stabilität auf der Torhüterposition zu verleihen. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 3.12.2013)