Das neue Wundermittelchen in Sachen EU-Grenzraumüberwachung trägt den Namen Eurosur und ist offenbar das Einzige, was europäischen Politikern derzeit zu den Bootsflüchtlingen aus Afrika, die in Europa Schutz suchen, einfällt. Im Oktober wurde die verschärfte Überwachung der EU-Außengrenzen im Europäischen Parlament beschlossen, am Montag wurde sie in Betrieb genommen.

Drohnen, die über das Meer fliegen - das soll die Lösung sein? Es ist ein kompletter Irrweg zu glauben, mit Überwachungsmaßnahmen könne man irgendjemandem helfen. Denn Schlepper wird man auch dadurch nicht verhindern können. Die Flüchtlinge sind nach wie vor großen Gefahren ausgesetzt und werden weiterhin versuchen, nach Europa zu gelangen.

Das Motto der EU-Innenminister scheint zu sein: Die Festung Europa muss aufrechterhalten werden, Boote seien lieber frühzeitig aufzugreifen, um sie nur ja rasch wieder zum Umkehren zu zwingen. Menschliche Tragödien? Solange wir sie nicht sehen, interessieren sie uns nicht.

In den vergangenen Wochen und Monaten mehrten sich die Meldungen folgenschwerer Bootsunfälle, im Oktober kam es zu einem Unfall mit mehr als 300 Todesopfern. Auch die österreichische Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) ist gefragt, sich dem nicht länger zu verschließen. Ihre Wortmeldungen zu dem Thema zeugen jedoch von einer Ignoranz sondergleichen. Statt sich einzugestehen, dass auch in Österreich die Asylquote angehoben gehört, bezeichnete sie die Schlepper als die Schuldigen.

Auch Mikl-Leitner setzt auf "Big Brother" auf hoher See, und Österreich steuert als EU-Mitglied finanzielle Mittel bei. Für die nächsten neun Jahre sind EU-weit für Eurosur knapp 340 Millionen Euro eingeplant. Geld, das für humanitäre Hilfe in Afrika besser eingesetzt wäre. (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 2.12.2013)