Jubeln ist Pflicht. Wer an den Adventsamstagen nicht in den Chor der glückseligen Geschäftsleute einfällt, gilt schnell als mieselsüchtiger Spielverderber. Zur Hochform rund um Weihnachten laufen auch die Marktforscher auf. Fast auf den Cent genau wissen sie ab Oktober die Gabenbereitschaft zu beziffern. Dass viele Österreicher nicht einmal nach dem Fest wissen, was dieses sie eigentlich grob kostete, stutzt den Wildwuchs an Studien nicht zurück.

Doch wozu lieb gewordene Traditionen schlechtreden. Viel zu lachen hat der Handel heuer ohnehin nicht. Volle Einkaufsstraßen täuschen nicht darüber hinweg, dass unterm Strich wohl weniger Gewinn in den Kassen bleiben wird. Konsum ist Emotion und Emotion ein sehr sensibles Pflänzchen. Die Aussicht auf neue Sparpakete knicken sie - noch weit mehr die wachsende Angst um Arbeitsplätze.

Vor allem aber ist es den Händlern selbst zuzuschreiben, wenn sie darben: Viele haben den Sprung ins Internet verschlafen und sind nun dazu verdammt, zuzusehen, wie Onlineriesen Milliardenumsätze ins Ausland absaugen. Dabei lässt sich der Kaufkraftabfluss durchaus bremsen: mit Ideen, wie sich virtuelle Flächen mit stationären verflechten lassen, mit dem Verschmelzen von Shoppen mit Gastronomie oder völlig neuen Konzepten. Und es muss österreichischen Betrieben gelingen, Käufer anzusprechen, die mit Onlinegiganten, die sich als Leuteschinder und Lohndumper hervortun, nichts mehr zu tun haben wollen. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 2.12.2013)