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Ulrike Lunacek ist seit 2009 für die Grünen im Europäischen Parlament. Sie wurde am Sonntag erneut zur Nummer eins gewählt. 

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Salzburg - Es war ein schwarzer Tag für Madeleine Petrovic. Gerne hätte sich die 57-Jährige, die für die Grünen schon so gut wie alle nur erdenklichen Funktionen bekleidet hatte, ihren Abschied aus der Politik mit einem Mandat im Europäischen Parlament versüßt. Am Ende hat es beim Bundeskongress in Salzburg für die Landessprecherin der Grünen in Niederösterreich dann aber nur für den fünften, aussichtslosen Listenplatz gereicht.

Unangefochtene Listenerste der Grünen für die Europa-Wahlen am 25. Mai kommenden Jahres ist Ulrike Lunacek. Die 56-Jährige studierte Dolmetscherin erreichte bereits im ersten Wahlgang gegen den Außenseiterkandidaten Erwin Mayer (Gemeinderat in Wolkersdorf, NÖ) 81,6 Prozent der Delegiertenstimmen.

Bei der Listenerstellung zur EU-Parlamentswahl 2009 konnte sich Lunacek nur nach langen internen Kämpfen gegen Johannes Voggenhuber durchsetzen. Auch infolge dieser internen Querelen blieben die Grünen dann mit 9,9 Prozent und zwei EU-Abgeordneten - neben Lunacek die aus der Politik ausscheidende Eva Lichtenberger - weit hinter den Erwartungen.

Enges Rennen um zweiten Spitzenplatz

Geht es nach der Parteispitze, soll es 2014 wieder besser laufen. Als Wahlziel gaben die Grünen aus, den Stimmenanteil von 12,5 Prozent bei den vergangenen Nationalratwahlen zu übertreffen. Gelingt dies, könnte das dritte Mandat in Reichweite sein. Grob gerechnet entsprechen neun bis zehn Prozent zwei Mandaten, ab 13,5 Prozent sollte sich ein drittes ausgehen. 2014 werden 18 europäische Parlamentssitze mit Österreichern besetzt werden, bisher waren es 19 Mandate.

Deutlich enger war das Rennen um den zweiten Listenplatz, der ein relativ sicheres Ticket ins Parlament bedeutet. Hier konnte sich der burgenländische Landtagsabgeordnete Michel Reimon (42) erst im dritten Wahlgang gegen Parteipromi Petrovic durchsetzen - das aber dann doch ziemlich deutlich: Mit 66,6 Prozent stimmten zwei Drittel der 270 Delegierten für Reimon. Listenplatz drei und damit das Kampfmandat hat die Wiener Gemeinderätin Monika Vana (44) erobert.

Erwartungsdruck der Wähler

Dass das von Parteichefin Eva Glawischnig formulierte Wahlziel, besser als bei den Nationalratswahlen vergangenen September abzuschneiden, durchaus ehrgeizig ist, wurde in den Redebeiträgen beim Bundeskongress nicht offen angesprochen. Glawischnig wie auch Spitzenkandidatin Lunacek beschworen die "Fortsetzung der Erfolge von 2013": das beste Nationalratwahlergebnis in der Parteigeschichte und Regierungsverantwortung in fünf Bundesländern.

Nachdenklicheres gab es dazu von der Grünen-Landessprecherin aus Salzburg, Landeshauptmannstellvertreterin Astrid Rössler. Sie konnte ja im Mai bei den Salzburger Landtagswahlen infolge des Spekulationsskandals mit mehr als 20 Prozent einen Erdrutschsieg einfahren. "Zehn Prozent haben uns gewählt, weil wir Grüne sind, zehn Prozent, obwohl wir Grüne sind", versuchte Rössler die Euphorie zu dämpfen. Viele hätten die Grünen aus einem "hohen Leidensdruck" angesichts der aktuellen Politik unterstützt. Entsprechend hoch sei jetzt der Erwartungsdruck.

Weitgehend ausgeblendet blieb am Sonntag, dass den Grünen mit den Neos eine direkte Konkurrenz erwachsen ist, die in ähnlichen Wählersegmenten nach Stimmen fischt. Bei der Präsentation der Kandidaten wurden die Neos nicht einmal erwähnt.

Die neu im Nationalrat vertretene Partei will den Schwung des Erfolges bei den Nationalratswahlen aber ebenfalls für die EU-Wahlen nutzen. Kommendes Wochenende laden die Neos zu einem Bundeskonvent ein - ebenfalls nach Salzburg. Thema: das Kandidatenhearing für die EU-Wahlen 2014. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 2.12.2013)